Kredite können uns in vielen Lebenssituationen nützlich sein. Oft werden damit teurere Alltagsgegenstände wie ein Computer, eine Waschmaschine oder auch ein Auto finanziert, da nicht genug Geld für eine einmalige Zahlung vorhanden ist.
Und gerade im Alter, jenseits der 60 oder 65 Jahre, wenn man Rente bezieht und mehr Zeit für sich und seine Familie hat, will man sich Hobbys widmen, die durchaus kostspielig sein können und für deren Realisierung die Ersparnisse nicht ausreichen.
Oder man möchte eine große Reise unternehmen, das Haus umbauen oder sanieren oder sich einen Wintergarten zulegen. Mit der Aufnahme eines Kredits könnte so mancher Traum Wirklichkeit werden.
Zwar wird man als Rentner oder sogenannter Best Ager (Personen ab einem Alter von 55 Jahren aufwärts) von vielen Branchen als möglicher Kunde umworben, von Banken allerdings nicht.
Ab welchem Alter wird kein Kredit mehr gewährt?
Doch kann man im fortgeschrittenen Alter noch einen Kredit beantragen bzw. wird die Bank Personen dieser Altersgruppe einen Kredit gewähren? Und kann man genau sagen, ab welchem Alter man keine Kredite mehr bekommt?
Vorab sei gesagt, dass es in Deutschland kein Gesetz gibt, in dem ein Höchstalter für die Kreditvergabe festgelegt ist. Trotzdem werden in der Praxis Personen über 75 Jahren kaum noch für einen Kredit berücksichtigt. Ab 80 ist es fast schon unmöglich, von der Bank einen Kredit zu erhalten.
In der Schweiz vergeben die Banken Personen ab 70 Jahren keinen Kredit mehr, einfach aus dem Grund, um ältere Menschen in der Rente vor einer Überschuldung zu bewahren.
Welche Bedingungen gelten für einen Kredit im Alter?
Wer aus Sicht des Geldinstituts als kreditwürdig erscheint, hängt neben dem Alter auch von der finanziellen Situation des Kreditstellers, also von der Höhe seiner Rente, möglichen weiteren Einnahmen und der Höhe des geplanten Kredits ab.
Für Personen im fortgeschrittenen Alter gilt letztendlich bei der Kreditvergabe das gleiche wie bei jedem anderen Kredit: Die Bank stellt die Einnahmen und Ausgaben des potenziellen Kreditnehmers einander gegenüber. Ist die Rente gering, hat die Bank nur wenig Aussicht auf Sicherheiten, falls es zu einem Rückzahlungsausfall kommen sollte. Zu den Sicherheiten zählen ein eigenes Haus, Aktien, kostbarer Schmuck, Festgeld und Antiquitäten.
Außerdem besteht das Risiko, dass der Kredit zu Lebzeiten nicht mehr vollständig zurückgezahlt werden kann, d. h. der Kreditnehmer verstirbt, bevor alle Raten getilgt wurden. Sollte der Kredit überhaupt gewährt werden, werden die Tilgungszeiträume (die Kreditlaufzeit) knapp angesetzt, was wiederum dem Kreditnehmer nicht gefallen dürfte.
Noch aussichtsloser gestaltet sich die Situation, falls ein negativer Schufa-Eintrag vorliegt. Ein Kredit ohne Schufa lässt sich dann möglicherweise über ausländische Banken realisieren. Nachteil auch hier: Der Kreditnehmer sollte nicht älter als 62 Jahre sein und die Kreditsumme wird von der Bank bestimmt.
Verlockende Senioren-Angebote von speziellen Anbietern sollten mit Vorsicht genossen werden. Bevor man sich für einen solchen Kredit entscheidet, heißt es, alle Informationen heranziehen, die man bekommen kann, sowie Nutzen und Kosten gegeneinander abwägen. Denn auch hier lauern viele schwarze Schafe.
Welche Alternativen für Kredite gibt es im Alter?
Wer mit einer Kreditanfrage bei seiner Bank keinen Erfolg hat, muss nach Alternativen Ausschau halten, wie z. B. der Immobilienverrentung.
Folgende gängige Formen der Immobilienverrentung kommen für Best Ager ab 70 Jahren, die ein Haus besitzen, infrage:
- Leibrente
- Zeitrente
- Teilverkauf der Immobilie
Die Immobilienverrentung kann von Wohnungs- und Hauseigentümern ab einem Alter von 55 und darüber hinaus in Anspruch genommen werden.
Was versteht man unter Immobilienverrentung?
Die Immobilienverrentung ist als eine Maßnahme der privaten Altersvorsorge zu verstehen. Wohnungs- und Hauseigentümer im Rentenalter haben damit die Möglichkeit, ihr investiertes Kapital liquide zu machen, ohne dass sie aus ihrer Immobilie ausziehen müssen.
Ob man eine Hypothek aufnehmen muss, das Objekt ganz oder nur einen Teil davon verkauft, hängt von dem jeweiligen Modell ab, das man wählt. Die Bank bzw. der Investor gewährt einem ein Wohn- oder Nießbrauchrecht, damit man weiter in seiner Wohnung oder seinem Haus wohnen bleiben kann. Wie die weiteren Rechten und Pflichten aussehen, wird von der jeweiligen Verrentungsform geregelt.
Leibrente
Bei der Leibrente verkauft man seine Immobilie, bekommt von dem neuen Eigentümer aber ein Wohn- oder Nießbrauchrecht gewährt. Das Wohnrecht gilt lebenslänglich, doch man hat weder Rechte noch Pflichten in seinem verkauften Haus, ganz im Gegensatz zum Nießbrauchrecht. Hier kann man als Bewohner des Hauses und ehemaliger Eigentümer die Immobilie sogar vermieten.
Zeitrente
Im Unterschied zur Leibrente wird die Zeitrente nur für einen festgelegten Zeitraum gezahlt und muss versteuert werden. Wenn der Rentenbezieher vor Ablauf des definierten Zeitraums stirbt, bekommen die Erben die noch ausstehenden Rentenzahlungen.
Immobilien-Teilverkauf
Für den Immobilien-Teilverkauf wird mit dem Investor eine stille Teilhaberschaft ausgemacht, die sich auf maximal die Hälfte des gegenwärtigen Immobilienwertes beschränkt. Auch hat man ein Nießbrauchrecht. Ein Rückkaufsrecht wie das Vererben des Eigenanteils ist möglich.
Im Gegenzug für das weitere Nutzungsrecht zahlt man an den Investor eine monatliche Nutzungsgebühr, deren Höhe sich aus dem Kaufpreis und der möglichen zeitlichen Nutzungsübereinkunft ergibt.
Weitere wichtige Informationen zur Immobilienverrentung
Bevor man sich für eines der Modelle entscheidet, sollte man alle Vor- und Nachteile genauestens abwägen. Für welches Modell man sich entscheidet, hängt in den meisten Fällen von der eigenen Lebenssituation ab:
- Wer weiterhin über sein Haus oder seine Wohnung verfügen will, sollte das Nießbrauchrecht vorziehen. Wer nichts mehr mit der Immobilienpflege zu tun haben will, für den passt besser das Wohnrecht.
- Wer regelmäßige Geldzahlungen für die Lebenshaltung braucht, sollte sich für ein Rentenmodell entscheiden.
- Für die Ablösung einer offenen Hypothek bietet sich der Teilverkauf der Immobilie als ideale Lösung an, da man hier auch Einmalzahlungen zulässt.
- Ebenfalls sollte man steuerliche Aspekte und die anfallenden Kosten der Immobilienverrentung nicht vergessen.
- Wer Erben hat, sollte mit ihnen im Vorfeld die verschiedenen Modelle der Immobilienverrentung besprechen.
Fazit
Einen Kredit ab Ende 60/Anfang 70 zu beantragen, gestaltet sich schwierig bis unmöglich. Die Banken sehen in dieser Altersgruppe nicht mehr genügend Sicherheiten für eine verlässliche Ratentilgung.
Doch es gibt vor allem für Immobilieneigentümer andere Möglichkeiten, um sich im Alter eine finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren, wie die Immobilienverrentung und ihre verschiedenen Modelle. Jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile, die vorab gründlich durchdacht werden müssen, bevor man sich für eine Option entscheidet.
Über die Autorin
Mein Name ist Susanne Braun und ich bin selbständige Webdesignerin und Bloggerin.
Auf meinem Geld-online-Blog schreibe ich seit Mitte 2009 über alle Themenbereiche, die die Selbständigkeit online, erfolgreiches Arbeiten und Geldverdienen im Internet betreffen.
(Bildquelle Artikelanfang: © IgorVetushko/Depositphotos.com)