Berufsunfähigkeitsversicherung: Wichtige Tipps für Existenzgründer und -gründerinnen

Berufsunfähigkeitsversicherung: Wichtige Tipps für Existenzgründer und -gründerinnen

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Auch wenn man als Existenzgründer/in keine Gedanken an Krankheiten, schwerwiegende körperliche Verschleißerscheinungen oder Unfälle und die oft damit verbundene Berufsunfähigkeit verschwenden will, ist es wichtig, sich gleich in der Gründungsphase mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung abzusichern.

Obwohl Selbständige, die Versicherungsbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zahlen, Anspruch auf Rente wegen Erwerbsminderung haben, bleibt eine private Zusatzversicherung ein Muss, will man nicht nur von gut 600 Euro Erwerbsminderungsrente leben.

Um diese Erwerbsminderungsrente zu bekommen, muss man mindestens fünf Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert gewesen sein und in den letzten fünf Jahren vor dem Eintritt in die Erwerbsminderungsrente drei Jahre Beiträge gezahlt haben.

Und nicht jeder Selbständige zahlt in die gesetzliche Rentenversicherung ein, da es keine Pflicht ist. Und diesen Fällen kann man keine Rente wegen Erwerbsminderung beziehen.

Nachfolgend findest du wichtige Tipps, wie du dich als Existenzgründer oder -gründerin mit knappen finanziellen Ressourcen gegen Berufsunfähigkeit absichern kannst.

Tipp Nr. 1: Schließe schon in jungen Jahren eine Versicherung ab

Je jünger und gesünder du bist, desto günstiger werden die Einstiegsbeiträge für die Berufsunfähigkeitsversicherung ausfallen und du wirst noch von vielen Versicherungsgesellschaften als Versicherungsnehmer genommen. Jenseits der 40 und mit Vorerkrankungen wird das wesentlich schwieriger.

Extra für junge Versicherungsnehmer mit geringem Budget wurde in den letzten Jahren die sogenannte Starter Berufsunfähigkeitsversicherung (Starter BU) konzipiert.

Die Starter BU kann bis zum 40. Lebensjahr abgeschlossen werden, in den ersten fünf Jahren zahlst du ca. 50 Prozent des vollen Versicherungsbetrags und kannst den vollen Versicherungsschutz in Anspruch nehmen.

Nach Ablauf der fünf Jahre kannst du ohne eine erneute Gesundheitsprüfung wählen, ob du die gleiche Versicherungsleistung mit einem erhöhten Beitrag behalten oder bei gleichem Beitrag die Leistungen verringern willst.

Zwar sind die BU-Starter-Tarife nicht nur von Vorteil, denn da der Versicherer schon in der Phase der günstigeren Beiträge das Risiko trägt, in die Leistungspflicht genommen zu werden, sichert er sich mit entsprechenden Beitragsanpassungen ab. Daher sind die Tarife der Starter BU teurer als die Policen von klassischen Berufsunfähigkeitsversicherungen.

Dennoch geben sie jungen Menschen mit nicht viel Geld – und dazu gehören auch in den meisten Fällen  Existenzgründer/innen – die Möglichkeit, früh in eine Berufsunfähigkeitsversicherung einzusteigen, was für den Bezug einer möglichen Berufsunfähigkeitsrente und deren Höhe im späteren Lebensabschnitt nur von Vorteil sein kann.

Bleibst du gesund, kannst du möglicherweise später in einen für deine Bedürfnisse günstigeren Tarif wechseln, wodurch sich wieder Beiträge sparen lassen.

Tipp 2: Beginne mit niedrigen Einstiegszahlungen

Beginne besser mit niedrigen Versicherungsbeiträgen für die Berufsunfähigkeitsversicherung als gar keine Versicherung abzuschließen. Die Zahlungen kannst du im Laufe der Zeit immer noch erhöhen.

Denn einmal kannst du eine dynamische Anpassung der Beiträge mit dem Versicherer vereinbaren, bei der du die monatlich zu zahlende Versicherungsrate über Jahre hinweg allmählich ansteigen lässt, beispielsweise um 3 Prozent. So wie der Beitrag um die festgelegte Prozentrate steigt, steigt dann auch die Berufsunfähigkeitsrente in der gleichen Höhe an.

Die jährliche dynamische Anpassung kannst du bei einigen Versicherungsgesellschaften auch wieder aussetzen, falls du dies wünschst. Wie dies genau geregelt ist, solltest du bei Vertragsabschluss mit deinem Versicherer klären.

Eine weitere Möglichkeit, die Beiträge steigen zu lassen, ist die sogenannte Anpassungsgarantie. Damit reagieren die Versicherer auf neue Lebenssituationen des Versicherungsnehmers, wie z. B. Heirat, Bau eines Eigenheimes, Geburt von Kindern oder eine neue berufliche Situation, bei deren Eintritt der Beitrag angepasst werden kann. Auch zu dieser Option solltest du dich ausführlich beraten lassen.

Tipp 3: Setze die Beitragszahlung bei Zahlungsschwierigkeiten aus

Falls du in finanzielle Schwierigkeiten geraten solltest, kannst du bei einigen Versicherern die Beitragszahlung aussetzen. Dafür musst du bei der Versicherung einen Antrag stellen.

Eine Zahlungsaussetzung ist der Kündigung eindeutig vorzuziehen, denn bei letztgenannter verlierst du den kompletten Versicherungsschutz und kannst dich  – wenn deine finanzielle Situation wieder entspannt ist – gegen Berufsunfähigkeit nur über einen neuen Vertrag absichern. Das bedeutet meist auch ungünstigere Tarife und eventuell Ausschluss bei einigen Versicherungen wegen bestimmter Krankheiten.

In der Zeit der Beitragsfreistellung gewährleisten die Versicherer einen deutlich reduzierten Schutz. Dauert die Zahlungsaussetzung mehr als ein halbes Jahr, musst du wahrscheinlich eine erneute Gesundheitsprüfung durchlaufen, um den vollständigen Versicherungsschutz zu bekommen.

Eine Alternative zur Zahlungsaussetzung ist die Stundung, die den Vorteil hat, dass du während der Stundungsphase den vollen Versicherungsschutz genießt. Die gestundeten  – d.h. aufgeschobenen – Beiträge werden schließlich mit den künftigen Zahlungen verrechnet.

Eine Zahlungsaussetzung oder Stundung wird von den Versicherern meist erst akzeptiert, wenn der Versicherungsvertrag schon mehrere Jahre Bestand hat.

Tipp 4: Nutze Steuervorteile in Kombination mit der Rürup-Rente

Für Existenzgründer und -gründerinnen lohnt sich aus steuerlicher Sicht der Abschluss einer Rürup-Rente, denn die eingezahlten Beiträge können 2018 bis zu 86 Prozent steuerlich abgesetzt werden. In den kommenden Jahren erhöht sich dieser Prozentsatz um 2 Prozent, sodass im Jahr 2025 100 Prozent der Beiträge steuerlich berücksichtigt werden können.

Falls du einen Kombivertrag Rürup-Rente mit Berufsunfähigkeitszusatzversicherung auswählst, kannst du einen Teil der Versicherungsbeiträge zur Berufsunfähigkeitszusatzversicherung ebenfalls steuerlich geltend machen.

Auf der anderen Seite hat die Kombination aus Rürup-Rente und Berufsunfähigkeitszusatzversicherung auch Nachteile, vor allem was die zu erwartende Höhe der Berufsunfähigkeitsrente angeht.

Daher solltest du vorab klären, ob eine solche Kombiversicherung das richtige für dich und deine Ansprüche ist.

Tipp 5: Diese Punkte solltest du auch beachten

Bei dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung solltest du noch auf folgende Punkte achten:

Verzicht auf abstrakte Verweisung
Achte darauf, dass keine Verweisungsklausel im Versicherungsvertrag steht. Denn diese reduziert den Berufsunfähigkeitsschutz deutlich. Mit der abstrakten Verweisung kann der Versicherer von dir verlangen, dass du eine Tätigkeit ausübst, wenn du dazu in der Lage bist, d. h. du wirst auf einen Beruf verwiesen.
Nachversicherungsgarantie
Mit der sogenannten Nachversicherungsgarantie sicherst du dir die Möglichkeit zu, den Versicherungsschutz ohne erneute Gesundheitsprüfung auszubauen.

Du solltest dich also beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung informieren, bis zu welchem Alter du die Erhöhungsoption einsetzen kannst.

Fazit

Auch wenn der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung belastende Mehrausgaben für Existenzgründer wie -gründerinnen bedeutet, so gibt es mehrere Möglichkeiten, während der ersten Jahre der Selbständigkeit die Beiträge niedrig zu halten oder sich durch die Wahl einer Kombiversicherung steuerliche Vorteile zu verschaffen.

Ebenfalls von Vorteil ist das Einstiegsalter in die Berufsunfähigkeitsversicherung: Je jünger du bei Vertragsabschluss bist, desto günstiger fallen die Einstiegsbeiträge aus.

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