Finanzierungsmodell Crowdfunding: Definition, Ablauf, Vor- und Nachteile

Crowdfunding

Lesedauer: 5 Minuten
Artikel zuletzt aktualisiert: 7. März 2019

Wer sich mit einem Geschäftskonzept selbständig machen will, sei es nun off- oder online, der muss sich auch Gedanken machen, wie er die Gründungsphase und erste Zeit seiner Selbständigkeit finanzieren will.

Nicht jeder braucht für sein Start-up finanzielle Unterstützung von außen, bei mir hat ein PC, Internetzugang und ein paar Software-Programme für den Start ausgereicht.

Doch je nach Start-up-Umfang werden oft entsprechende Gelder für die Gründungsumsetzung benötigt.

Definition und Entstehung von Crowdfunding

Ein noch recht junges Finanzierungsmodell ist das sogenannte Crowdfunding, das ins Deutsche übersetzt so viel wie “Schwarmfinanzierung” bedeutet. Jedenfalls lautet so die gängigste Übersetzung. Man kann Crowdfunding aber auch mit “Geldbeschaffung durch die Masse (von Menschen)” übersetzen.

Viele einzelne Personen tragen ihren kleinen oder größeren finanziellen Anteil für die Unternehmensfinanzierung bei. Gerade für Start-ups, die schlechte Chancen auf einen Kredit haben, bietet sich damit die Möglichkeit, doch noch ihre Existenzgründung in die Realität umzusetzen. Solche Start-ups kommen meist aus den Bereichen Kunst, Kultur und Soziales, oder haben einen sehr visionären Ansatz.

Crowdfunding ist als Finanzierungsmodell noch sehr jung und kommt aus den USA. Seinen Ursprung hat es im künstlerischen Bereich, denn im Jahr 2003 gründete der Musiker und Produzent Brian Camelio die Online-Plattform ArtistShare als Reaktion auf das zunehmende Raubkopieren von Musikstücken. Der Internetauftritt gab Musikern die Möglichkeit, Geld für die Produktion eines Albums zusammenzutragen, bevor es veröffentlicht wurde.

In den darauffolgenden Jahren starteten weitere solche Internetprojekte für Musiker, bis 2009 die Crowdfunding-Plattform Kickstarter.com in den USA gegründet wurde, die bis heute als Vorreiter dieser Geldbeschaffungsmethode gilt. Mehr als 10.000 Projekte wurden über diese Plattform finanziert, hauptsächlich aus den Bereichen Kunst und Kultur.

In Deutschland kann man das Jahr 2011 als Start für Crowdfunding festmachen. Zu den ersten Plattformen gehörten beispielsweise Startnext und inkubato. Auch hier lag der Schwerpunkt auf kreativen und künstlerischen Projekten wie Film, Foto, Design, Mode und Theater.

Mittlerweile hat die Zahl der Crowdfunding-Plattformen deutlich zugenommen. Die wichtigsten will ich in einem weiteren Artikel etwas genauer vorstellen.

Crowdinvesting – Geldgeber wollen finanzielle Beteiligung am Start-up

Neben dem Crowdfunding hat sich schließlich ein weiterer Begriff etabliert, nämlich das Crowdinvesting.

Während beim Crowdfunding die finanziellen Interessen der Geldgeber bzw. Projektinvestoren keine Rolle spielen, erwarten die Investoren beim Crowdinvesting auch an dem späteren geschäftlichen Erfolg des Start-ups beteiligt zu werden. In der letzten Zeit sind auch vermehrt Crowdinvesting-Plattformen in Deutschland entstanden, die ich ebenfalls in einem späteren Beitrag näher beleuchtet werde.

Videos zu Crowdfunding

Auf YouTube habe ich mehrere Videos zu Crowdfunding entdeckt, so z. B. das Video von der Gründer-Garage, in dem Crowdfunding erläutert wird (auf Englisch).

Die Gründer-Garage ist ein innovativer Gründerwettbewerb, der Training, Finanzierung und Gewinne aus einer Hand anbietet und u. a. von der Stiftung Entrepreneurship ins Leben gerufen wurde.  Am 19. und 20. Oktober 2013 findet in Berlin ein Entrepreneurship Summit statt mit interessanten Vorträgen, Workshops und Impulsgruppen, Veranstalter ist die Stiftung Entrepreneurship.

In einem anderen Video von High5, dem Kanal für digitales Entertainment, wird die Crowdfunding-Plattform Kickstarter vorgestellt und auf ein paar Projekte, die auf Kickstarter liefen, eingegangen.

Wie funktioniert eine Crowdfunding-Plattform für Start-ups?

Zuerst einmal muss ich dazu sagen, dass jede Plattform ihre eigenen Richtlinien für Start-ups hat. Auf den Websites finden sich entsprechende Hinweise und Leitfäden für die Eintragung auf der Plattform.

Meist läuft eine Anmeldung in folgenden Schritten ab:

Vorbereitungsphase: Zuerst sollte man sein Geschäftskonzept genau durchdenken und sich überlegen, wie man sein Projekt der Crowd möglichst erfolgreich vorstellen will.

Man sollte klären, wie hoch das Budget sein sollte, das man von der Crowd erhalten will und sich auch Gedanken machen, welche Gegenleistungen (wie Erwähnung auf der Website usw.) man den Geldgebern anbieten kann. Will man das Projekt international vorstellen? Dann sollte man es auch in Englisch ausarbeiten.

Lohnenswert ist auch, sich erfolgreiche Projekte auf den Plattformen anzuschauen, um zu wissen, worauf es bei der Projektpräsentation wirklich ankommt. Außerdem kann man auf den Plattformen häufig Projekt-Betreuer kontaktieren und sich mit diesen austauschen und ihnen entsprechende Fragen stellen. Für individuelle Betreuung bieten die Plattformen auch kostenpflichtige Premiumdienste an.

Bearbeitungsphase: In dieser Phase sollte man sein Projekt auf der Plattform anmelden und sehr gut ausarbeiten. Dabei ist es wichtig, dass alle gewünschten Richtlinien eingehalten werden, wie beispielsweise Erfüllung des Mindestalters, Präsentation mit realem Namen oder die Einhaltung von Persönlichkeits- und Urheberrechten.

Startphase: Ist das Projekt auf der Plattform freigeschaltet, ist es öffentlich einsehbar und erste Feedbacks werden kommen. Auf Startnext benötigt man eine bestimmte Anzahl von Fans, um das Projekt erfolgreich durchziehen zu können und um in die Finanzierungsphase zu gelangen.

Wenn man innerhalb von einem Monat nicht die gewünschte Anzahl von Fans erreicht, wird  das Projekt beendet. Daher sollte man in dieser Zeit entsprechende Marketing- und Kommunikationsaktionen starten, um die nötige Aufmerksamkeit für sein Projekt zu erreichen.

Finanzierungsphase: Gewinnt man genügend Anhänger, kann es mit der Finanzierung losgehen. Dabei läuft es auf den Crowdfunding und -investing-Plattformen nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip ab. D. h. man muss in einem festgelegten Zeitraum (beispielsweise drei Monate) das gewünschte Budget mindestens zu 100 Prozent erreichen. Gelingt einem das nicht, gehen die Gelder wieder zurück an die Investoren und die Projektfinanzierung ist gescheitert.

In dieser Zeit kann man auch keine Änderungen an seinem Projekt mehr auf der Plattform vornehmen, sondern sollte vor allem versuchen, mit der Community in Kontakt zu bleiben und weitere Marketing-Aktionen durchzuziehen.

Post-Finanzierungsphase: Diese Phase kann zwei unterschiedliche Verläufe nehmen: Ist das Projekt nicht nach den eigenen Vorstellungen finanziert worden, übernimmt die Plattform die Rückzahlungen an die Investoren. Meist fallen dafür keine Kosten an.

Wer das Projekt nochmals präsentieren möchte und in einer zweiten Präsentationsrunde mehr Erfolgschancen sieht, kann es dann ja nochmals versuchen, wenn die Plattform es zulässt.

Ist die Projektpräsentation erfolgreich gewesen, kann man das Crowdfunding annehmen und sich den Betrag auszahlen lassen. Darüber hinaus gehört auch dazu, dass man sich bei den Supportern noch bedankt und die gewünschten (meist immateriellen) Gegenleistungen der Geldgeber erfüllt. Von der Finanzierungssumme muss man nun einen bestimmten Prozentbetrag an die Crowdfunding-Plattform zahlen.

Hat man seinen Geldbetrag auf dem Konto, kann es schließlich mit der Umsetzung des Projekts so richtig losgehen.

Vorteile von Crowdfunding

Wer sich für dieses Finanzierungskonzept entscheidet, hat meist schon erfolglos einige andere Modelle ausgeschöpft.

  • Daher bietet Crowdfunding auch solchen Projekten, die bei den Banken und anderen Großinvestoren schlechte Aussichten haben, eine realistische Finanzierungsmöglichkeit. Das sind meist Projekte, die keinen hohen Finanzierungsbedarf haben und oft nicht in das Bewertungsschema von professionellen Financiers passen.
  • Oft bekommt man in der Community wertvolle Ratschläge für die Umsetzung und baut auch eine persönliche Beziehung zu den Beteiligten auf. Vielleicht entstehen so zusätzlich wichtige Geschäftskontakte für die Zukunft.
  • Das Start-up bleibt unabhängig, ganz im Gegensatz, wenn es von der Bank einen Kredit bekommen würde. Denn dort müssen zukünftige Entscheidungen oft mit dem Großgeldgeber abgesprochen werden.  Bei Crowdfunding oder -investing verteilt sich die Beteiligung auf viele Personen, sodass man keine übermäßige Beeinflussung befürchten muss.
  • Wer sich um einen Kredit bei seiner Bank bemüht, muss viele Formalitäten und Gepflogenheiten einhalten. Bei Crowdfunding ist dies nicht der Fall, man muss hauptsächlich versuchen, die Community von seinem Projekt zu überzeugen, was einem deutlich mehr kreativen Spielraum lässt.

Nachteile von Crowdfunding

Doch Crowdfunding hat nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile.

  • Gerade die Präsentation auf der Plattform, die Geldgeber überzeugen soll, kostet sehr viel Zeit und Energie. Dazu gehören vor allem Begeisterung und Enthusiasmus, die auf die potenziellen Investoren überspringen sollten. Eine sachliche Projektvorstellung reicht dafür nicht aus. Um eine Begeisterungswelle für sein eigenes Projekt zu erzeugen, muss man sehr viel harte Arbeit in die Präsentation und die Kommunikation mit der Community stecken. Das sollte man nicht unterschätzen.
  • Alles oder nichts, so lautet der Slogan für Crowdfunding. Denn wenn man das gewünschte Budget in einem festgelegten Zeitraum nicht zusammen bekommt, ist die Projektfinanzierung gescheitert. Man ist also lange im Ungewissen, ob die Finanzierung über die Masse wirklich klappt. Daher sollte man die Budgethöhe sehr sorgsam planen, denn diese hat einen großen Einfluss auf den Finanzierungserfolg.
  • Noch gibt es Crowdfunding in Deutschland nicht allzu lange, sodass der Erfahrungsschatz nicht sehr groß ist, aus dem man schöpfen kann. Daher fallen auch Vorhersagen oder Prognosen über die weitere Entwicklung dieser Finanzierungsmöglichkeit wahrscheinlich nicht sehr verlässlich aus. Diesen Aspekt sollte man als Existenzgründer nicht außer Acht lassen.

Fazit

Auch wenn Crowdfunding noch jung ist – gerade im deutschsprachigen Raum -, halten sich Vor- und Nachteile im Gleichgewicht. Generell ist diese Finanzierungsform zu begrüßen, denn es gibt sehr viele Projekte, die nicht in die Norm der klassischen Geldgeber passen und somit schon vor der Umsetzung aus finanziellen Gründen scheitern würden.

Hier setzt Crowdfunding sehr erfolgreich ein Zeichen. Doch wer glaubt, über die Schwarmfinanzierung recht einfach an sein festgelegtes Budget zu kommen, irrt. Die Projektpräsentation verlangt sehr viel Energie und Vernetzungsarbeit, bis man zum Erfolg kommt. Dennoch hat es sich schon für viele Tausend Projekte in Deutschland gelohnt, sich auf diesen Plattformen zu präsentieren und diesen unkonventionellen Finanzierungsweg zu gehen.

In weiteren Artikeln zu Crowdfunding und -investing werde ich die verschiedenen Plattformen vorstellen und auf weiteres Wissenswertes zu Crowdfunding eingehen.

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