Der Content-Diebstahl von deutschen Blogs nimmt drastig zu: Auch ich war betroffen

Der Content-Diebstahl von deutschen Blogs nimmt drastig zu: Auch ich war betroffen

Lesedauer: 4 Minuten

Wer im Internet so wie ich tätig ist, wird regelmäßig mit neuen Entwicklungen und Ausartungen, die online ablaufen, konfrontiert.

Und manches ist an Dreistigkeit wirklich kaum noch zu überbieten. So auch der augenblickliche Trend. Doch dazu gleich mehr.

Neben meinem Geld-online-Blog führe ich selbst noch weitere Blogs, darunter auch einen Modeblog, über den ich vor allem Affiliate-Einnahmen erziele.

Mitte März bekam ich eine Mail von der bekannten Leipziger Online-Markting-Agentur Projecter, dass mein Blog von einem anderen kopiert wurde. Beigefügt war auch der Link zur Blogkopie.

Blogklon meines Modeblogs aufgetaucht

Beim Lesen der Mail dachte ich zunächst, das Ganze sei nur ein Scherz, doch als ich den Link im Browser öffnete, traute ich meinen Augen nicht. Die ganzen über 600 Blogartikel samt Fotos (von denen ich einige auf der Plattform Fotolia gekauft habe) fanden sich in der Blogkopie, das gleiche Theme wurde verwendet, nur das Logo, ein paar Farbstellungen und der Blogname wurden abgeändert.

Veröffentlichte ich einen neuen Blogartikel, erschien dieser Beitrag zeitnah auf dem geklonten Blog.

Einige Seiten hatte der Betreiber noch nicht angepasst, sodass z. B. im Kontaktformular und auf der Archivseite eine Verlinkung zu meinem Blog und auch mein Blogname drinstanden. Glücklicherweise – zumindest aus meiner Sicht :-) – stand im Impressum der Name des Blogbetreibers und die Daten waren kein Fake.

Mein erster Schritt war es, an den Blogbetreiber eine Mail zu senden und ihn auf seinen Diebstahl und seine Urheberrechtsverletzung hinzuweisen und mögliche rechtliche Schritte anzudrohen, falls er die Seite nicht vom Netz nimmt.

Dieser Schritt reichte aus, um die Seite verschwinden zu lassen – vorerst. Ein paar Stunden nach dem Mailversand war die Blogkopie verschwunden. Ich hoffe natürlich, dass dies so bleibt und der Blog nicht wieder auf einer anderen Domain gespiegelt wird. Da mich diese Aktion nun aufgeschreckt hat, werde ich immer Tests machen, um weitere Klons aufzuspüren, in der Hoffnung, dass sich diese auch finden lassen. Aber zuallererst hoffe ich, dass dies nicht wieder vorkommt.

Blogkopien seit einem halben Jahr massenhaft im Umlauf

Projecter hat mir in der Infomail auch zwei Blogartikellinks übermittelt, in denen die Agentur über den steigenden Contentdiebstahl und den zunehmenden Trend der Blogkopien berichtet und erläutert, welche Maßnahmen man als betroffener Blogbetreiber ergreifen kann.

Von dieser Kopieraktion sind besonders Lifestyle- und Modeblogs in großem Maße betroffen, aber auch Reise- und Foodblogs. Warum diese Blogs kopiert werden, dürfte auch recht schnell klar sein: Man will über Affiliate-Programme Geld verdienen, so wie es die kopierten Blogs auch machen und keine Zeit in anstrengende Content-Erstellung stecken.

Da es sich bei den Artikeln um 1:1-Content von einer anderen Seite handelt und Google dies auch erkennen dürfte, frage ich mich, wie diese Seiten an genügend Traffic kommen wollen, um überhaupt spürbare Affiliate-Einnahmen zu erzielen.

Projecter erwähnt in einem Blogpost, dass die geklonten Blogs noch einen anderen Zweck erfüllen könnten, nämlich gefälschte Referrer aus Brandbidding-Kampagnen zu verstecken (sogenanntes Referrer-Spoofing). Dennoch ist das Ganze für mich ziemlich fragwürdig.

Generell müsste man 1:1 kopierten Inhalt über Copyscape herausfinden oder auch über Google, indem man ein oder zwei Sätze aus einem Blogartikel in das Feld einfügt, um nach Kopien zu suchen. Ist die Blogkopie indexiert, müssten die Contentkopien in den SERPs auftauchen.

Bei meiner Blogkopie war das nicht der Fall, ich habe mehrere Tests durchgeführt, doch die kopieren Blogartikel waren in Google und auch in Copyscape nicht zu finden. Das lässt mich vermuten, dass die Seite noch nicht indexiert war.

Wie Projecter die Kopie entdeckt hat, weiß ich nicht. Möglicherweise mit anderen professionellen Tools oder der Betreiber der Blogkopie hat versucht, sich für bestimmte Affiliate-Programme zu registrieren. Dafür müsste die Seite aber doch indexiert gewesen sein. Außerdem würde mich interessieren, wie die Diebe an die Datenbank kommen bzw. die ganzen Daten extrahieren. Wahrscheinlich wird der ganze FTP-Server mithilfe einer illegalen Software gespiegelt, also nicht nur die Website und die Datenbank. Oder es gibt noch ein anderes illegales Verfahren. Wie du siehst, bleiben für mich immer noch ein paar Fragen offen.

Weitere Meldungen über Blogkopien aus dem Internet

Der Reiseblog Niedblog.de hat im August vergangenen Jahres einen Artikel über seinen geklonten Blog publiziert. Die Blogdiebe waren da so richtig dreist und haben auch noch den gleichen Domainnamen für das Klon genommen mit der Toplevel-Domain .com. Auch das Logo und natürlich die ganzen Inhalte hat der Dieb geklaut, nur die Seitenleiste sah anders aus.

Wer selbst testen will, ob sein Blog geklaut, gespiegelt oder geklont wurde, sollte mit dem Domaincheck anfangen und einfach überprüfen, ob der gleiche Domainname mit einer anderen Toplevel-Domain registriert wurde und ob darauf die Blogkopie läuft. Am besten kannst du das auf Checkdomain ausloten.

Existiert wirklich ein Blogklon, solltest du weitere Schritte einleiten, wie eine Whois-Abfrage stellen, um herauszufinden, wer die Domain angemeldet hat. Auch hier kann eine böse Überraschung lauern, denn Niedblog musste feststellen, dass die .com-Domain bei GoDaddy mit den Personendaten von niedblog.de angemeldet wurde. Was letztendlich nichts anderes bedeutet, dass GoDaddy ungeprüft Domain-Registrierungen vornimmt.

Welche Schritte Niedblog bei GoDaddy unternommen hat, um gegen diese illegale Registrierung vorzugehen, findest du hier.

IP-Sperre, index.php-Anpassung und weitere Maßnahmen

Solange der Betreiber deines Blogklons seine IP-Adresse nicht ändert, kannst du die illegale Seite aussperren, damit keine weiteren Blogartikel auf das Klon wandern. Wie dieser Schritt funktioniert, hat der Blog Seiten-Wechsel in einem Beitrag gut erläutert.

Dort wird auch beschrieben, wie du die index.php deines WordPress-Blogs anpassen kannst. Diese Anpassung hatte ich auch vorgenommen, nur bei mir hat sie irgendwie nicht richtig funktioniert.

Die Online-Agentur Projecter hat wegen der zahlreichen Blogkopien, die im Internet aufzufinden sind (es wird vermutet, dass die Zahl der Blogkopien im drei- oder vierstelligen Bereich liegt), noch einen weiteren Artikel zu diesem Thema verfasst. Darin führt sie acht Maßnahmen auf, die betroffene Blogs anwenden können, so u. a.:

  • Anzeige bei der Polizei stellen (d. h. auch vorher Beweise sammeln, Screenshots von der kopierten Seite machen)
  • den Hoster informieren per Abuse-Meldung
  • den Hoster des Blogklons informieren per Abuse-Meldung
  • Google den Missbrauch melden
  • den Missbrauch den verschiedenen Affiliate-Netzwerken melden

Für Betroffene gibt es darüber hinaus auch eine geschlossene Facebook-Gruppe, wo sie sich untereinander austauschen können. Wer in die Gruppe eintreten will, muss vorher eine Anfrage stellen.

Fazit

Dass jemand so dreist ist und wirklich alles von meinem Blog klont bzw. kopiert, hat mich schon erschreckt. Dieses unehrenhafte Verhalten zeigt, dass es immer wieder Menschen gibt, die für schnelles Geldverdienen jedes rechtmäßige Verhalten über Bord werfen.

Ich bin nun vorgewarnt und werde bei weiteren möglichen Blogkopien entsprechend reagieren. In diesem Zusammenhang ist es für Webworker wohl nicht schlecht, über eine Rechtsschutzversicherung zu verfügen, falls es doch zu einer juristischen Auseinandersetzung kommen sollte.

Bin mal gespannt, was sich so manche Idioten noch so alles einfallen lassen. Mittlerweile muss man mit so ziemlich allem rechnen.

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