Der Content-Diebstahl von deutschen Blogs nimmt drastig zu: Auch ich war betroffen

Inhalt zuletzt aktua­li­siert: 26. April 2017

Wer im Inter­net so wie ich tätig ist, wird regel­mä­ßig mit neu­en Ent­wick­lun­gen und Aus­ar­tun­gen, die online ablau­fen, konfrontiert.

Und man­ches ist an Dreis­tig­keit wirk­lich kaum noch zu über­bie­ten. So auch der augen­blick­li­che Trend. Doch dazu gleich mehr.

Neben mei­nem Geld-online-Blog füh­re ich selbst noch wei­te­re Blogs, dar­un­ter auch einen Mode­blog, über den ich vor allem Affi­lia­te-Ein­nah­men erziele.

Mit­te März bekam ich eine Mail von der bekann­ten Leip­zi­ger Online-Markt­ing-Agen­tur Pro­jec­ter, dass mein Blog von einem ande­ren kopiert wur­de. Bei­gefügt war auch der Link zur Blogkopie.

Blogklon meines Modeblogs aufgetaucht

Beim Lesen der Mail dach­te ich zunächst, das Gan­ze sei nur ein Scherz, doch als ich den Link im Brow­ser öff­ne­te, trau­te ich mei­nen Augen nicht. Die gan­zen über 600 Blog­ar­ti­kel samt Fotos (von denen ich eini­ge auf der Platt­form Foto­lia gekauft habe) fan­den sich in der Blog­ko­pie, das glei­che The­me wur­de ver­wen­det, nur das Logo, ein paar Farb­stel­lun­gen und der Blog­na­me wur­den abgeändert.

Ver­öf­fent­lich­te ich einen neu­en Blog­ar­ti­kel, erschien die­ser Bei­trag zeit­nah auf dem geklon­ten Blog.

Eini­ge Sei­ten hat­te der Betrei­ber noch nicht ange­passt, sodass z. B. im Kon­takt­for­mu­lar und auf der Archiv­sei­te eine Ver­lin­kung zu mei­nem Blog und auch mein Blog­na­me drin­stan­den. Glück­li­cher­wei­se — zumin­dest aus mei­ner Sicht :-) — stand im Impres­sum der Name des Blog­be­trei­bers und die Daten waren kein Fake.

Mein ers­ter Schritt war es, an den Blog­be­trei­ber eine Mail zu sen­den und ihn auf sei­nen Dieb­stahl und sei­ne Urhe­ber­rechts­ver­let­zung hin­zu­wei­sen und mög­li­che recht­li­che Schrit­te anzu­dro­hen, falls er die Sei­te nicht vom Netz nimmt.

Die­ser Schritt reich­te aus, um die Sei­te ver­schwin­den zu las­sen — vor­erst. Ein paar Stun­den nach dem Mail­ver­sand war die Blog­ko­pie ver­schwun­den. Ich hof­fe natür­lich, dass dies so bleibt und der Blog nicht wie­der auf einer ande­ren Domain gespie­gelt wird. Da mich die­se Akti­on nun auf­ge­schreckt hat, wer­de ich immer Tests machen, um wei­te­re Klons auf­zu­spü­ren, in der Hoff­nung, dass sich die­se auch fin­den las­sen. Aber zual­ler­erst hof­fe ich, dass dies nicht wie­der vorkommt.

Blogkopien seit einem halben Jahr massenhaft im Umlauf

Pro­jec­ter hat mir in der Info­mail auch zwei Blog­ar­ti­kel­links über­mit­telt, in denen die Agen­tur über den stei­gen­den Con­tent­dieb­stahl und den zuneh­men­den Trend der Blog­ko­pien berich­tet und erläu­tert, wel­che Maß­nah­men man als betrof­fe­ner Blog­be­trei­ber ergrei­fen kann.

Von die­ser Kopier­ak­ti­on sind beson­ders Life­style- und Mode­blogs in gro­ßem Maße betrof­fen, aber auch Rei­se- und Food­blogs. War­um die­se Blogs kopiert wer­den, dürf­te auch recht schnell klar sein: Man will über Affi­lia­te-Pro­gram­me Geld ver­die­nen, so wie es die kopier­ten Blogs auch machen und kei­ne Zeit in anstren­gen­de Con­tent-Erstel­lung stecken.

Da es sich bei den Arti­keln um 1:1‑Content von einer ande­ren Sei­te han­delt und Goog­le dies auch erken­nen dürf­te, fra­ge ich mich, wie die­se Sei­ten an genü­gend Traf­fic kom­men wol­len, um über­haupt spür­ba­re Affi­lia­te-Ein­nah­men zu erzielen.

Pro­jec­ter erwähnt in einem Blog­post, dass die geklon­ten Blogs noch einen ande­ren Zweck erfül­len könn­ten, näm­lich gefälsch­te Refer­rer aus Brand­bid­ding-Kam­pa­gnen zu ver­ste­cken (soge­nann­tes Refer­rer-Spoo­fing). Den­noch ist das Gan­ze für mich ziem­lich fragwürdig.

Gene­rell müss­te man 1:1 kopier­ten Inhalt über Copy­scape her­aus­fin­den oder auch über Goog­le, indem man ein oder zwei Sät­ze aus einem Blog­ar­ti­kel in das Feld ein­fügt, um nach Kopien zu suchen. Ist die Blog­ko­pie inde­xiert, müss­ten die Con­tent­ko­pien in den SERPs auftauchen.

Bei mei­ner Blog­ko­pie war das nicht der Fall, ich habe meh­re­re Tests durch­ge­führt, doch die kopie­ren Blog­ar­ti­kel waren in Goog­le und auch in Copy­scape nicht zu fin­den. Das lässt mich ver­mu­ten, dass die Sei­te noch nicht inde­xiert war.

Wie Pro­jec­ter die Kopie ent­deckt hat, weiß ich nicht. Mög­li­cher­wei­se mit ande­ren pro­fes­sio­nel­len Tools oder der Betrei­ber der Blog­ko­pie hat ver­sucht, sich für bestimm­te Affi­lia­te-Pro­gram­me zu regis­trie­ren. Dafür müss­te die Sei­te aber doch inde­xiert gewe­sen sein. Außer­dem wür­de mich inter­es­sie­ren, wie die Die­be an die Daten­bank kom­men bzw. die gan­zen Daten extra­hie­ren. Wahr­schein­lich wird der gan­ze FTP-Ser­ver mit­hil­fe einer ille­ga­len Soft­ware gespie­gelt, also nicht nur die Web­site und die Daten­bank. Oder es gibt noch ein ande­res ille­ga­les Ver­fah­ren. Wie du siehst, blei­ben für mich immer noch ein paar Fra­gen offen.

Weitere Meldungen über Blogkopien aus dem Internet

Der Rei­se­blog Nied​blog​.de hat im August ver­gan­ge­nen Jah­res einen Arti­kel über sei­nen geklon­ten Blog publi­ziert. Die Blog­die­be waren da so rich­tig dreist und haben auch noch den glei­chen Domain­na­men für das Klon genom­men mit der Top­le­vel-Domain .com. Auch das Logo und natür­lich die gan­zen Inhal­te hat der Dieb geklaut, nur die Sei­ten­leis­te sah anders aus.

Wer selbst tes­ten will, ob sein Blog geklaut, gespie­gelt oder geklont wur­de, soll­te mit dem Domain­check anfan­gen und ein­fach über­prü­fen, ob der glei­che Domain­na­me mit einer ande­ren Top­le­vel-Domain regis­triert wur­de und ob dar­auf die Blog­ko­pie läuft. Am bes­ten kannst du das auf Check­do­main ausloten.

Exis­tiert wirk­lich ein Blog­klon, soll­test du wei­te­re Schrit­te ein­lei­ten, wie eine Whois-Abfra­ge stel­len, um her­aus­zu­fin­den, wer die Domain ange­mel­det hat. Auch hier kann eine böse Über­ra­schung lau­ern, denn Nied­blog muss­te fest­stel­len, dass die .com-Domain bei GoDad­dy mit den Per­so­nen­da­ten von nied​blog​.de ange­mel­det wur­de. Was letzt­end­lich nichts ande­res bedeu­tet, dass GoDad­dy unge­prüft Domain-Regis­trie­run­gen vornimmt.

Wel­che Schrit­te Nied­blog bei GoDad­dy unter­nom­men hat, um gegen die­se ille­ga­le Regis­trie­rung vor­zu­ge­hen, fin­dest du hier.

IP-Sperre, index.php-Anpassung und weitere Maßnahmen

Solan­ge der Betrei­ber dei­nes Blog­klons sei­ne IP-Adres­se nicht ändert, kannst du die ille­ga­le Sei­te aus­sper­ren, damit kei­ne wei­te­ren Blog­ar­ti­kel auf das Klon wan­dern. Wie die­ser Schritt funk­tio­niert, hat der Blog Sei­ten-Wech­sel in einem Bei­trag gut erläu­tert.

Dort wird auch beschrie­ben, wie du die index.php dei­nes Word­Press-Blogs anpas­sen kannst. Die­se Anpas­sung hat­te ich auch vor­ge­nom­men, nur bei mir hat sie irgend­wie nicht rich­tig funktioniert.

Die Online-Agen­tur Pro­jec­ter hat wegen der zahl­rei­chen Blog­ko­pien, die im Inter­net auf­zu­fin­den sind (es wird ver­mu­tet, dass die Zahl der Blog­ko­pien im drei- oder vier­stel­li­gen Bereich liegt), noch einen wei­te­ren Arti­kel zu die­sem The­ma ver­fasst. Dar­in führt sie acht Maß­nah­men auf, die betrof­fe­ne Blogs anwen­den kön­nen, so u. a.:

  • Anzei­ge bei der Poli­zei stel­len (d. h. auch vor­her Bewei­se sam­meln, Screen­shots von der kopier­ten Sei­te machen)
  • den Hos­ter infor­mie­ren per Abuse-Meldung
  • den Hos­ter des Blog­klons infor­mie­ren per Abuse-Meldung
  • Goog­le den Miss­brauch melden
  • den Miss­brauch den ver­schie­de­nen Affi­lia­te-Netz­wer­ken melden

Für Betrof­fe­ne gibt es dar­über hin­aus auch eine geschlos­se­ne Face­book-Grup­pe, wo sie sich unter­ein­an­der aus­tau­schen kön­nen. Wer in die Grup­pe ein­tre­ten will, muss vor­her eine Anfra­ge stellen.

Fazit

Dass jemand so dreist ist und wirk­lich alles von mei­nem Blog klont bzw. kopiert, hat mich schon erschreckt. Die­ses uneh­ren­haf­te Ver­hal­ten zeigt, dass es immer wie­der Men­schen gibt, die für schnel­les Geld­ver­die­nen jedes recht­mä­ßi­ge Ver­hal­ten über Bord werfen.

Ich bin nun vor­ge­warnt und wer­de bei wei­te­ren mög­li­chen Blog­ko­pien ent­spre­chend reagie­ren. In die­sem Zusam­men­hang ist es für Web­wor­ker wohl nicht schlecht, über eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung zu ver­fü­gen, falls es doch zu einer juris­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung kom­men sollte.

Bin mal gespannt, was sich so man­che Idio­ten noch so alles ein­fal­len las­sen. Mitt­ler­wei­le muss man mit so ziem­lich allem rechnen.

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