Umschu­lung – In einem neu­en Beruf durchstarten

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Es gibt nur noch weni­ge Men­schen, die ihrem erlern­ten Beruf bis zum Ren­ten­al­ter treu blei­ben. Die Grün­de sind viel­fäl­tig und lie­gen nicht sel­ten in dem Wunsch, etwas Neu­es auszuprobieren. 

Manch­mal sind es auch gesund­heit­li­che Ein­schrän­kun­gen oder struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen, die den Berufs­wech­sel erzwin­gen. In bei­den Fäl­len ist eine Umschu­lung eine gute Mög­lich­keit, um der Kar­rie­re neu­en Auf­wind zu ver­schaf­fen. Dies gilt nicht nur für Ange­stell­ten­ver­hält­nis­se – die Bil­dungs­maß­nah­me ist auch ein ers­ter sinn­vol­ler Schritt in Rich­tung Selbständigkeit.

Was ist eine Umschulung?

Bei einer Umschu­lung han­delt es sich um eine spe­zi­el­le Aus­bil­dungs­form, die ein Drit­tel kür­zer ist als die regu­lä­re Aus­bil­dungs­dau­er. In den meis­ten Beru­fen beträgt die Aus­bil­dungs­zeit drei Jah­re, sodass eine Umschu­lung zwei Jah­re in Anspruch nimmt. Die Bil­dungs­maß­nah­me rich­tet sich an Per­so­nen, die bereits eine ers­te Aus­bil­dung bezie­hungs­wei­se ein ers­tes Stu­di­um vor­wei­sen kön­nen. Dies umfasst sowohl voll­ende­te als auch vor­zei­tig abge­bro­che­ne Erst­aus­bil­dun­gen.

Die ver­kürz­te Dau­er der Umschu­lung hat kei­nen Ein­fluss auf den Lehr­plan. In den zwei Jah­ren der Umschu­lung erler­nen die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer alle Fähig­kei­ten und Kennt­nis­se, die in der klas­si­schen Aus­bil­dung gelehrt wer­den. Die Bil­dungs­maß­nah­me endet – je nach Berufs­feld – mit einer schrift­li­chen und/​oder prak­ti­schen Prü­fung. Mit dem Erhalt des Abschluss­zer­ti­fi­kats ste­hen alle Türen für den beruf­li­chen Neu­an­fang offen.

Mög­lich­kei­ten zur Finan­zie­rung der Umschulung

Für vie­le Men­schen stellt sich vor der Ent­schei­dung für eine Umschu­lung zunächst die Fra­ge nach den Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten. Da eine Erst­aus­bil­dung erfor­der­lich ist, befin­den sich vie­le Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer zum Zeit­punkt der Anmel­dung im fort­ge­schrit­te­nen Alter. 

Neben Aus­ga­ben für die Woh­nung, das Haus, das Auto und ande­re lau­fen­de Kos­ten stel­len die Kurs­ge­büh­ren eine enor­me Belas­tung dar. Die gute Nach­richt: Eine Umschu­lung in einem aner­kann­ten Beruf ist grund­sätz­lich för­der­fä­hig!

Eine gute Mög­lich­keit zur Finan­zie­rung ist, die Umschu­lung durch das Arbeits­amt för­dern zu las­sen. Ziel der Behör­de ist, Arbeits­kräf­te und freie Stel­len zusam­men­zu­brin­gen. Durch die Bil­dungs­maß­nah­me stei­gen die Chan­cen der Antrag­stel­le­rin bezie­hungs­wei­se des Antrag­stel­lers auf dem Arbeits­markt. Ent­spre­chend hoch ist die Wahr­schein­lich­keit für einen posi­ti­ven Ent­scheid sei­tens der Behör­de. Die Agen­tur für Arbeit stellt beson­de­re Anfor­de­run­gen für die Inan­spruch­nah­me der Fördermittel.

Es gel­ten fol­gen­de Voraussetzungen:

  • Min­dest­al­ter von 18 Jahren
  • Erst­aus­bil­dung vor­han­den (voll­endet oder abgebrochen)
  • Ver­bleib im aktu­el­len Beruf aus gesund­heit­li­chen Grün­den (phy­sisch oder men­tal) unzumutbar
  • Umschu­lung in einen staat­lich aner­kann­ten Beruf
  • Umschu­lung ver­hin­dert dro­hen­de oder been­det bestehen­de Arbeitslosigkeit

Umschu­lung sichert den Lebens­un­ter­halt dauerhaft

Wich­tig: Es besteht kein Rechts­an­spruch auf eine För­de­rung der Umschu­lung. Es han­delt sich um eine Ermes­sens­leis­tung, die von der Ent­schei­dung der zustän­di­gen Sach­be­ar­bei­te­rin bezie­hungs­wei­se des zustän­di­gen Sach­be­ar­bei­ters abhängt. Sofern die Umschu­lung in einen stark nach­ge­frag­ten Beruf erfol­gen soll, ist eine Bewil­li­gung jedoch sehr wahr­schein­lich. Dies betrifft Bran­chen mit einem Man­gel an aus­ge­bil­de­ten Arbeits­kräf­ten wie die Pfle­ge, das Hand­werk und das Erzie­hungs­we­sen.

Es gibt noch ande­re Insti­tu­tio­nen, die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung wäh­rend der Umschu­lung bie­ten. Die Ren­ten­ver­si­che­rung för­dert ange­hen­de Umschü­le­rin­nen und Umschü­ler, die min­des­tens 15 vol­le Bei­trags­jah­re vor­wei­sen kön­nen. Ist die beruf­li­che Umori­en­tie­rung auf­grund eines Arbeits­un­falls oder einer Berufs­krank­heit erfor­der­lich, ist die Berufs­ge­nos­sen­schaft der rich­ti­ge Ansprechpartner.

Wie läuft eine Umschu­lung ab?

Die Lern­in­hal­te der Umschu­lung rich­ten sich nach dem offi­zi­el­len Aus­bil­dungs­rah­men­plan des zu erler­nen­den Berufs. Dies spie­gelt sich im Auf­bau der Bil­dungs­maß­nah­me wider. Sie kann betrieb­lich, schu­lisch oder über­be­trieb­lich stattfinden.

Betrieb­lich

Bei die­ser Form fin­det die Umschu­lung in einem Aus­bil­dungs­be­trieb statt. Sie kommt vor allem in rein hand­werk­li­chen Beru­fen zum Ein­satz, in denen prak­ti­sche Fähig­kei­ten für den spä­te­ren Berufs­all­tag unver­zicht­bar sind. Bei­spie­le sind Tätig­keits­fel­der wie Tischler*in oder Stein­metz. Wich­tig: Der Betrieb muss als Aus­bil­dungs­stät­te zuge­las­sen sein.

Schu­lisch

In die­sem Fall fin­det die Umschu­lung in einer Bil­dungs­ein­rich­tung statt. Prak­ti­sche Lern­ein­hei­ten in einer inte­grier­ten Werk­statt oder einem Betrieb sind nicht vor­ge­se­hen. Die­se Form ist bei Umschu­lungs­be­ru­fen im kauf­män­ni­schen Bereich üblich, bei denen rein kogni­ti­ve Fähig­kei­ten gefor­dert sind.

Über­be­trieb­lich

Die­se Vari­an­te ist eine Misch­form aus schu­li­scher und betrieb­li­cher Umschu­lung. Sie ist in Beru­fen üblich, die theo­re­ti­sches und prak­ti­sches Wis­sen erfor­dern. Bei­spie­le sind moder­ne hand­werk­lich-tech­ni­sche Beru­fe wie Mechatroniker*in oder Industriemechaniker*in. Der prak­ti­sche Teil fin­det ent­we­der in einer Werk­statt auf dem Gelän­de der Bil­dungs­ein­rich­tung oder in einem Part­ner­be­trieb statt.

Lukra­ti­ve Zukunfts­chan­cen und Kar­rie­re­mög­lich­kei­ten nach der Umschulung

Wäh­rend man­che Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer ihre beruf­li­chen Vor­kennt­nis­se durch die Umschu­lung ver­tie­fen, stellt die Bil­dungs­maß­nah­me für ande­re den Ein­stieg in eine voll­kom­men neue Bran­che dar. Egal, ob als erfah­re­ner Spe­zia­list oder als Quereinsteiger*in: Nach erfolg­rei­chem Abschluss der Umschu­lung ste­hen zahl­rei­che pro­fi­ta­ble Berufs­we­ge offen.

Im Ange­stell­ten­ver­hält­nis durchstarten

Nach erfolg­rei­chem Abschluss der Umschu­lung sind die Absolvent*innen gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te mit einer hohen Nach­fra­ge sei­tens der Arbeit­ge­ber. Ent­spre­chend hoch sind die Ein­stiegs­ge­häl­ter. Durch Wei­ter- und Fort­bil­dun­gen sowie Spe­zia­li­sie­run­gen kann die­ses in den fol­gen­den Jah­ren zusätz­lich gestei­gert wer­den. Wer den beruf­li­chen Neu­start wagt, beweist Durch­hal­te­ver­mö­gen, Fle­xi­bi­li­tät und Ehr­geiz. Die­se Eigen­schaf­ten sichern einen kon­ti­nu­ier­li­chen Zulauf an attrak­ti­ven Job­an­ge­bo­ten.

Vie­len Umschüler*innen bie­tet sich bereits wäh­rend der Bil­dungs­maß­nah­me die Mög­lich­keit, beruf­li­che Kon­tak­te zu knüp­fen. Dies ist vor allem in betrieb­li­chen und über­be­trieb­li­chen Umschu­lun­gen der Fall. Man­che Bil­dungs­ein­rich­tun­gen ver­fü­gen zudem über Koope­ra­tio­nen mit Arbeit­ge­bern unter­schied­li­cher Bran­chen, die den Ein­stieg in das gewünsch­te Tätig­keits­feld erleichtern.

Mit einer Selb­stän­dig­keit durchstarten

Was vie­le nicht wis­sen: Eine Umschu­lung ist auch ein guter Weg, um den Traum von der Selb­stän­dig­keit zu ver­wirk­li­chen. Sie stellt eine sinn­vol­le Ergän­zung oder Auf­fri­schung der bis­he­ri­gen Berufs­er­fah­rung dar und erwei­tert die Kennt­nis­se um digi­ta­les und/​oder kauf­män­ni­sches Wis­sen. Die­se Mischung aus prak­ti­scher Berufs­er­fah­rung und detail­lier­tem Fach­wis­sen ist eine gute Basis für eine Selb­stän­dig­keit.

Neben der fach­li­chen und per­sön­li­chen Eig­nung ist sorg­fäl­ti­ge Pla­nung für die Grün­dung eines eige­nen Unter­neh­mens unver­zicht­bar. Dies umfasst die Erstel­lung eines fun­dier­ten Busi­ness­plans, die Aus­ar­bei­tung einer effi­zi­en­ten Stra­te­gie für das Online­mar­ke­ting und eine Kos­ten­auf­stel­lung. Unter­stüt­zung erhal­ten erfolg­rei­che Umschüler*innen von Men­to­ren oder Grün­der-Coa­ches sowie auf spe­zi­el­len Gründerplattformen.

(Bild­quel­le Arti­kel­an­fang: © Start­upStock­pho­tos /Pixabay.com)

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