Genderanrede in Blogartikeln: Welche Möglichkeiten gibt es?

Genderanrede in Blogartikeln: Welche Möglichkeiten gibt es?

Lesedauer: 4 Minuten

Als ich diesen Blog vor einigen Jahren gestartet habe, redete ich meine Blogleserinnen und -leser mit Sie an, bis mir diese Ansprache zu gestelzt und distanziert vorkam und ich auf Du umstellte. Falls du also im Blog einen Artikel mit Sie-Anrede vorfindest, das war einmal.

Doch in diesem Beitrag soll es nicht um die Anrede mit Sie oder Du gehen, sondern um eine mögliche Genderanrede, die in offiziellen Texten in Nachrichten- und Behördenportalen sowie großen Online-Magazinen schon verwendet wird.

Ich bin ehrlich, mir gefällt diese Wortverhunzung mit dem Gender-Sternchen überhaupt nicht. Ich selbst habe Germanistik studiert, für mich hat jedes Wort sein eigenes individuelles Aussehen, auch wenn das etwas seltsam klingen mag. Unterbreche ich das Wort mit einem Stern, Unterstrich oder Doppelpunkt, wird sein Aussehen verstümmelt.

Natürlich kann man als Gegenargument anbringen, dass das Wort-Aussehen egal ist und es ja darauf ankommt, alle Menschen mit seinen Texten anzusprechen, also nicht nur die binären, sondern auch die nicht-binären, zu denen sich Personen zugehörig fühlen, die sich weder als Mann noch als Frau fühlen.

Gendersprache: Ein Muss in Blogartikeln?

Auf diese Zwischentitelfrage kann ich nur antworten: Nein, ein Muss ist es nicht, denn eine gesetzliche Vorschrift existiert noch nicht.

Als Bloggerin und Blogger kannst du immer noch selbst entscheiden, wie du deine Leserschaft und andere Personengruppen anredest bzw. benennst. Du kannst das generische Maskulin einsetzen (Erläuterung weiter unten im Artikel), du kannst weibliche und männliche Formen verwenden oder dich für Genderformulierungen entscheiden.

Ich werde in diesem Blog weiterhin die Doppelnennung verwenden (also beide Geschlechtsformen) und auch das generische Maskulinum. Das passiert eher automatisch, auch wenn ich es lieber vermeiden will. Doch wer viel schreibt, möchte ab und zu verkürzen, ein paar Wörter sparen und so schleicht sich diese Schreibweise immer wieder ein.

Wer in seinem Blog auf Genderschreibweisen setzen will, findet nachfolgend gute Formulierungsmöglichkeiten, die den Klammerwahnsinn wie der (die) Leser(in) oder der (die) Kund(innen) überflüssig macht.

Welche Genderschreibweisen existieren in Deutschland?

Mögliche Genderformulierungen

Es gibt verschiedene Schreib- und Formulierungsmöglichkeiten in unserer Sprache, um einmal die beiden Geschlechter und auch um das sogenannte dritte Geschlecht anzusprechen.

Die erstgenannte Schreibweise mit ihren Varianten ist allerdings die Einzige, die behördlich als korrekt angesehen wird, um wirklich alle Menschen in der Sprache einzubeziehen.

Gender-Gap, Gender-Sternchen und Gender-Doppelpunkt:

Mit diesen auffallenden Wortkennzeichnungen sollen nicht nur Frauen und Männer angesprochen werden, sondern auch nicht-binäre Menschen.

Drei verschiedene Genderkennzeichnungen werden angewendet: Die häufigste ist das Gender-Sternchen (andere Bezeichnung: Gender-Star), dann kommt der Gender-Gap und den sogenannten Gender-Doppelpunkt habe ich auch schon entdeckt.

Dabei wird zwischen die männliche und weibliche Form ein Unterstrich (Gap), ein Sternchen oder ein Doppelpunkt eingefügt. Beim Aussprechen wird eine kurze Pause zwischen den beiden Wortteilen gemacht.

  • Ein_e Student_in
  • Liebe Leser*innen
  • Die Zuhörer:innen

Die Zeichen werden nicht nur in Substantiven eingefügt, sondern auch in unbestimmte und bestimmte Artikel und Pronomen.

Eine weitere Schreibweise, die sich in diese Kategorie einordnen lässt, ist die mit dem Schrägstrich. Als Beispiele seien genannt: Zuhörer/innen, Leser/innen

Doppelnennung:

Du schreibst erst die weibliche, dann die männliche Form. Zwar kann man hier argumentieren, dass bei der Doppelnennung nur Frauen und Männer angesprochen werden.

Doch auch wenn sich nicht-binäre Menschen weder zu dem einen noch zu dem anderen Geschlecht zählen, lässt sich festhalten, dass diese Personen meist einen weiblichen als auch einen männlichen Part in sich fühlen.

Dann könnten sie sich auch mit der Doppelnennung angeredet fühlen. Das unterstelle ich ihnen einfach mal 😊.

  • Liebe Leserinnen und Leser
  • Studentinnen und Studenten
  • Kundinnen und Kunden

Diese Formulierung ist die gängigste und für die geschriebene Sprache am attraktivsten, zumindest aus meiner Sicht. Der Text wird zwar länger, doch die Wörter werden nicht zerrissen und entstellt.

Majuskel-I oder Binnen-I:

Bei dieser Schreibweise wird die männliche und weibliche Form zusammengezogen und das i großgeschrieben, mit dem die weibliche Form beginnt.

  • Liebe LeserInnen
  • StudentInnen
  • KundInnen

Mir gefällt diese Lösung nicht, da – wie schon oben in den Beispielen sichtbar – Worte vor der Majuskel-I entstehen, die es gar nicht gibt, wie „Kund“. Das gleiche gilt natürlich auch für die oben genannten Gender-Sternchen, -Gaps und -Doppelpunkt. Doch das große I im Wort stört noch zusätzlich.

Du kannst natürlich argumentieren, dass man das Wort KundInnen auch anders lesen kann und aus Kund mit der Wortendung –en hinter dem weiblichen Einschub Inn zu Kunden wird. Mir gefällt trotzdem das Aussehen des Wortes nicht. Daher wende ich diese Schreibweise so gut wie nicht an.

Generisches Femininum:

Die maskuline Form – das sogenannte generische Maskulinum – schließt in seiner Bedeutung Frauen mit ein. Bei dem generischen Maskulin handelt es sich im Deutschen um eine gängige Gewohnheit, grammatisch maskuline Personen- oder Berufsbezeichnungen, die ebenfalls über eine feminine Form verfügen, in einem generischen Sinn zu verwenden.

Warum also nicht einfach mal das Ganze umdrehen und alle in der femininen Form ansprechen, dem sogenannten generischen Femininum?

  • Liebe Leserinnen
  • Unsere Kundinnen

Diese sehr gewagte Anrede wirkt auf mich wie eine Retourkutsche. So nach dem Prinzip: Was die männliche Form kann, kann die weibliche auch. Und wenn es für viele nicht gerecht ist, dass mit der männlichen Form auch die Frauen angesprochen werden, ist es auch ungerecht, mit der weiblichen Form die Männer einzuschließen.

Vor ein paar Wochen gab es einen Streit über einen Gesetzesentwurf, der komplett in der weiblichen Form verfasst ist. Das Bundesinnenministerium kritisierte den Referentenentwurf und verlangte eine sprachliche Überarbeitung. Wie man sieht, ist das generische Femininum auch in der Politik noch nicht angekommen und wird es wohl auch nie.

Gender-Alternativen

Wie kannst du noch alle ansprechen, ohne die ganzen Personengruppen aufzählen zu müssen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich geschlechtsneutral auszudrücken.

Direkte Anrede:

Rede deine Leserinnen und Leser nicht in der dritten Person an, sondern direkt.  Also statt: „Meinen Lesern wird dieses Buch gefallen.“ „Dir wird dieses Buch gefallen.“

Neutrale Personenbezeichnungen:

Verwende statt geschlechtskennzeichnenden Bezeichnungen neutrale Begriffe.

  • Die Leute
  • Die Leserschaft
  • Die Person
  • Das Publikum
  • Das Mitglied

Substantivierte Verben:

Wenn du ein Verb substantivierst, erhältst du im Plural eine geschlechtsneutrale oder -umfassende Form. Im Singular klingen diese Formen seltsam und sollten daher nicht verwendet werden.

  • Die Studierenden statt Studenten
  • Teilnehmende statt Teilnehmer

Was ist nun mit der Genderansprache im Blog?

Wer es ganz korrekt machen will, wird sich in seinen Texten darum bemühen, alle ohne Ausnahme anzureden. Wie das genau aussehen soll, bleibt jedem überlassen.

Die behördliche Genderanrede geht auch in einem Blog, warum nicht? Wer von diesen konstruiert wirkenden Formulierungen abweichen will, findet mehrere Möglichkeiten, gendergerecht geschickt zu schreiben, ohne Wörter und Begriffe zu verballhornen.

 

(Bildquelle Artikelanfang: © geralt /Pixabay.com)

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