Geld verdienen mit Ecommerce ist für viele Gründer/innen immer noch ein beliebtes Geschäftsmodell, auch wenn es in den vergangenen Jahren für Einzelunternehmer schwieriger wurde, eine umsatzstarke Nische im Online-Handel zu finden.
Mit einem beliebigen Produktsortiment kann man gegen die großen Marketplaces wie u. a. Amazon oder Ebay heutzutage im Ecommerce nicht mehr bestehen, die Kunst liegt in der erfolgreichen Umsetzung einer Produktspezialisierung.
Dass der Online-Handel für Gründer noch nicht tot ist, zeigt das folgende Interview mit Michael Siebold, der in jungen Jahren den Online-Shop Hubtechnik24 ins Leben gerufen hat.
Viel Spaß beim Lesen!
Guten Tag Michael. Bitte stelle dich und dein Unternehmen kurz vor.
Gerne! Mein Name ist Michael Seibold, ich bin 29 Jahre jung und habe die Trading EU GmbH gegründet. Gleichzeitig bin ich ihr Eigentümer. Trading EU steht für den Verkauf von Betriebsbedarf, der sich zum größten Teil aus Eigenmarken zusammensetzt.
Über Hubtechnik24.de verkaufen wir in ganz Europa Hubwagen sowie Technik für Werkstatt und Lagerung an Kunden aus dem B2B als auch aus dem B2C-Bereich. Aktuell ist unser wichtigster Markt jedoch Deutschland. Zurzeit beschäftigen wir 23 Mitarbeiter. Unsere Lager und Büros sind in Bockhorn bei München ansässig.
Du bist ein sehr junger Unternehmer. Wie kamst du auf die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Das Unternehmertum wurde mir scheinbar in die Wiege gelegt. Meine Familie hat in der Nähe des Golfplatzes gewohnt. Als ich 12 Jahre alt war und mir etwas Taschengeld hinzuverdienen wollte, habe ich die Golfbälle der Golfsportler aus dem Teich geholt.
Später stieg ich bei einem Freund der Familie ins Ebay-Geschäft ein. Er handelte mit Motorrad-Teilen und brauchte Verstärkung. Ich begann bereits als 13-Jähriger, Daten zu erfassen, Artikel zu beschreiben, Artikelfotos zu erstellen, die Ware zu verpacken und zu versenden.
Irgendwann kam mir der Gedanke, all das Erlernte für ein eigenes Geschäft anzuwenden. So wurde die Idee der Trading EU GmbH geboren, die ich bereits 2005 gründete.
Und warum ausgerechnet Produkte wie Hubwagen & Co.?
Von Anfang ging es mir immer darum, hohe Qualität zu einem fairen Preis anbieten. Bei Hubwagen, Hebezeugen und Co erschien mir damals die Schere zwischen Preis und Qualität der Anbieter eben besonders groß.
Wie lange hat die Planung und Umsetzung von „Hubtechnik 24“ gedauert?
Ist man jemals fertig mit einem Unternehmen oder einem Online-Shop? Genau das stellt für mich aber den Reiz dar und mir macht es unfassbar viel Freude Hubtechnik24.de jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Die Hauptphase wie Design und Programmierung liegt meist bei 6-9 Monaten. Läuft es länger, hätte ich das Gefühl Technik, Idee und Design sind bei Launch bereits überholt.
Du bist dein eigener Chef. Was ist das für ein Gefühl?
Ich kann es mir nicht mehr anders vorstellen. Gleichzeitig bin ich stolz auf das Erreichte, schließlich war der Weg bis hierher voller Stolpersteine.
Mit welchen Fallstricken warst du bei der Unternehmensgründung und in deiner ersten Zeit als Jungunternehmer konfrontiert?
Als ich mein Unternehmen gründete, war ich 15 Jahre alt und damit nur beschränkt geschäftsfähig. Meine Großmutter trat offiziell als Geschäftsführerin von Trading EU auf. Anfänglich war es schwer, als seriöser Geschäftspartner akzeptiert zu werden.
Ich war damals im Teenageralter und kämpfte mit dem Stimmbruch, als ich mit anderen Unternehmen Rabatte aushandeln musste. Schon bald brachten mir meine Umsatzzahlen und die gute Zusammenarbeit mit Lieferanten und Geschäftspartnern erste Erfolge ein. Heute bin ich selbst der Geschäftsführer der Trading EU GmbH.
Beschreibe bitte, worin derzeit deine größten Herausforderungen bestehen!
Die größte Herausforderung für mich ist, immer wieder zu priorisieren, immer wieder zu entscheiden, was das Wichtigste ist. Um das zu schaffen, haben wir eine Matrix entwickelt, mit der es uns gelingt, Aufwand und Nutzen zu vergleichen und Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Das Arbeiten mit der Matrix ist aufwändig, aber die zusätzlich investierte Zeit lohnt sich.
Eine weitere Herausforderung ist, die Kommunikations- und Informationskultur im Unternehmen so zu gestalten, dass nur wichtige Informationen an den Empfänger gelangen. Die Informationsflut der heutigen Arbeitswelt raubt Zeit und Kraft. Daher ist es mein Ziel, die wertvolle Zeit meiner Mitarbeiter nur für Informationen zu beanspruchen, die für sie wichtig sind.
Jede Minute, die für die Auseinandersetzung mit unwichtigen Infos verschwendet wird, kostet Geld. Slack hat sich als hervorragende Plattform für die Kommunikation innerhalb und außerhalb der Teams bewährt. Slack schützt meine Mitarbeiter vor einer ungebremsten, unsinnigen Informationsflut.
Wie wichtig ist der internationale Handel für dich?
Das Ziel meines Unternehmens ist, weiter zu wachsen. Obwohl wir innerhalb Deutschlands bereits sehr erfolgreich sind, gibt es noch Entwicklungsmöglichkeiten. Wir wollen innerhalb Europas und im internationalen Rahmen verstärkt Fuß fassen. Der Ausbau des internationalen Handels besitzt für die Trading EU GmbH einen herausragenden Stellenwert.
Hast du einen Tipp für diejenigen, die einen Start als Händler bei Amazon planen?
Mein erster Tipp ist, keine Zeit verschwenden, sondern schnell anfangen. Verkauft gute, einzigartige Produkte und entwickelt eine Marke. Sucht Nischenprodukte, bei denen es nur wenige Mitbewerber gibt. Die Konkurrenz aus China wird immer größer. Nur wer gut ist, hochwertige Produkte anbietet und sich nicht auf dem Erreichten ausruht, hat eine Chance auf Erfolg.
Brauchen Händler zusätzlich zu Amazon noch einen eigenen Online-Shop?
Zum Start in den Online-Handel bietet Amazon eine hervorragende Plattform. Die Versandkosten sind zum Teil günstiger, als man sie in einem eigenen Shop realisieren kann. Hinzu kommt, dass ein Angebot auf Amazon viel schneller gefunden wird, als in einem unbekannten Online-Shop. Selbst mit professioneller Begleitung braucht es viel Zeit, bis ein Online-Shop im Ranking sichtbare Plätze erreicht.
Trotzdem rate ich allen Händlern, zusätzlich zum Angebot bei Amazon auch einen eigenen Online-Shop aufzubauen. Mit der Anzahl der Verkäufe steigen auch die Bekanntheit und die Sichtbarkeit des Shops. Grundsätzlich gilt es, mehrere Standbeine und mehrere Vertriebskanäle zu entwickeln.
Wie entwickelst du neue Ideen? Wie identifizierst du neue Produkte?
Ich gehe aufmerksam durchs Leben, das ist mein Rezept, um neue Produkte zu finden. Ich beobachte die Märkte, ich beobachte die Konkurrenz und beurteile deren Angebote. Wenn ich bei einem Angebot denke, dass ich es selbst besser könnte, dann nehme ich das Angebot auf und dann mache ich es besser.
Warum ist Erding für dich ein guter Wirtschaftsstandort?
In Erding ist die Verwaltung bemüht, die bürokratischen Hürden für Unternehmer so weit wie möglich zu reduzieren. Das ist Wirtschaftsförderung. Das Glasfasernetz und die hervorragende Anbindung an die Autobahnen und den Flughafen in München sowie die bayerische Freundlichkeit sind echte Vorzüge der Wirtschaftsregion.
Michael, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit Hubtechnik24!