Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es sie und auch heute im Zeitalter der Digitalisierung sind sie nicht wegzudenken: Branchenbücher. Man kann also wahrlich von einem Erfolgsmodell sprechen, das sich nunmehr seit über 120 Jahren hält und Eingang in die Wörterbücher der verschiedensten Länder gefunden hat.
Spricht man in Deutschland von den „Gelben Seiten“, sind es in den USA analog dazu die sogenannten „Yellow Pages“. Trotz der Tatsache, dass Google stets bemüht ist, die Nutzbarkeit seiner Suchmaschine zu steigern und somit auch das eigene Informationsangebot über Snippets zu erweitern, haben Branchenbücher nach wie vor ihre Berechtigung.
Sie liefern Usern relevante Daten in komprimierter Form sowie umfangreiche Rechercheoptionen. War früher die Herausgabe von Branchenverzeichnissen nur größeren Organisationen wie etwa Telefongesellschaften vorbehalten, kann heutzutage prinzipiell jeder Webseitenbetreiber mit der passenden Software oder einem entsprechenden WordPress-Plugin ein solches Verzeichnis einrichten und betreiben.
Doch lohnt sich ein solches Unterfangen? Die klare Antwort ist ja, wenn man es richtig anstellt. Das Branchenverzeichnis ist tatsächlich eine im Vergleich zu Affiliate-Marketing oder dem Verkauf von E-Books wenig beachtete und dennoch interessante Art, Geld online zu verdienen. Warum dies so ist, erfahrt ihr in diesem Gastbeitrag.
Für welche Branchen lohnt es sich?
Natürlich wird man mit dem Vorhaben, ein eigenes Branchenverzeichnis zu etablieren, keinen Erfolg haben, wenn man das Thema „Ärzte“, „Friseure“ oder „Restaurants“ wählt.
Hier ist es sicherlich schwierig, sich gegen die großen und etablierten Anbieter und Portale durchzusetzen. Ein solches Vorhaben ist verständlicherweise ziemlich risikoreich und nicht immer stehen Aufwand und Geld in einem guten Verhältnis zueinander.
Wie so oft im Bereich der Suchmaschinenoptimierung (SEO) wird es eher gelingen, indem man etwas „anders“ und „besser“ macht. Dazu gehört in etwa die Auswahl einer Branche, die weniger im Netz präsent ist und in der es zahlreiche Unternehmen gibt, die über keine gute Sichtbarkeit bei Google verfügen. Oder man spezialisiert sich auf eine Teilbranche.
Nachfolgend ein paar Beispiele, die damit in Einklang stehen und sich somit für ein Branchenverzeichnis lohnen könnten:
- Baufirmen, die sich auf spezielle Dienstleistungen konzentrieren (z. B. Abdichtung von Kellerräumen gegen Umweltgifte)
- Anbieter spezieller Softwarelösungen, die im deutschsprachigen Raum sehr selten sind
- Holzhandlungen mit besonderen Hölzern oder Zuschnittmöglichkeiten
- spezialisierte und seltene Heilberufe (z. B. Traditionelle chinesische Medizin)
- lokal begrenzte Themen (hier würden vielleicht sogar auch Fachärzte in einer konkreten Stadt funktionieren)
Eine gute Recherche über entsprechende Tools ist durch nichts zu ersetzen, wenn man den Aufbau eines Branchenverzeichnisses plant. Auf diese Weise erhält man beispielsweise einen Einblick in den Umfang der Suchanfragen.
Gleichzeitig sollte man sich überlegen, welches Alleinstellungsmerkmal man potenziellen Kunden bieten kann, damit sich ein kostenpflichtiger Eintrag für diese lohnt. Ohne viel Sichtbarkeit geht es nicht.
Ohne SEO geht es auch bei einem Nischen-Branchenverzeichnis nicht
Wenn man ein Branchenverzeichnis einrichtet und die Erstbefüllung vorgenommen hat, kann man nicht davon ausgehen, dass die User und die Kunden von selbst kommen. Ohne eine fundierte und nachhaltige Suchmaschinenoptimierung, zu der man zum Beispiel auf Geld-online-Blog viele Informationen findet, geht es natürlich nicht.
Man muss entsprechenden Content erstellen und vermarkten, um ausreichend Traffic zu generieren, damit das Branchenverzeichnis die kritische Masse erreicht, ab welcher sich der Betrieb lohnt. So verwundert es nicht, dass Branchenverzeichnisse oftmals erst dann von Webseitenbetreibern eingerichtet werden, wenn diese bereits über gute Trafficströme verfügen und Autorität sowie eine Marke für ihr Thema aufgebaut haben.
Mit 200 oder 300 Besuchern am Tag dürften die Erfolgsaussichten eher gering sein, während eine etablierte und optimierte Website durchaus eine solide Grundlage für ein solches Projekt bieten mag.
Daneben darf man nicht vergessen, dass ein Branchenverzeichnis selbst wieder zusätzliche Besucher generiert, die dann zu Mehreinnahmen durch Werbung, Affiliate-Marketing oder den Kauf von E-Books führen können.
Zudem baut man Kontakte zu zahlreichen Anbietern aus der Nische auf und kann hierdurch den eigenen Bekanntheitsgrad nochmals ausbauen – mit allen damit verbundenen Vorteilen in Bezug auf mögliche Verlinkungen und Kooperationen.
Eine Monetarisierung ist recht einfach
Neben der Tatsache, dass man mittels dem durch das Branchenbuch zusätzlich entstehende Besucheraufkommen automatisch die Werbe- und Affiliateeinnahmen steigern kann, sind es vor allem kostenpflichtige Einträge, mit denen man Umsatz generiert. Kunden können beispielsweise für eine Eintragung zahlen oder lediglich für einen Premiumeintrag mit Unternehmensbeschreibung, Logo und zusätzlichen Vorteilen.
Üblicherweise wird pro Monat eine Gebühr gefordert, die entweder monatlich oder als Ganzes fällig ist. Der Zahlungsanbieter PayPal, das SEPA-Verfahren sowie die Abrechnung per Kreditkarte vereinfachen hier natürlich die Zahlungsmöglichkeiten für dich als Betreiber eines Branchenbuchs.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist ein sauberes Kunden- und Zahlungsmanagement, da mit einer großen Anzahl an Kunden zu rechnen ist. Leicht verliert man da den Überblick, sodass eine professionelle CRM-Software bzw. eine Buchhaltungssoftware dringend empfohlen wird.
Bei der Preisgestaltung kann man sich an der Konkurrenz orientieren oder anhand des Trafficwertes entsprechende Preise ableiten. Auch hier sollte man ausreichend Zeit für eine solide Recherche einplanen, bevor das Vorhaben „Branchenverzeichnis“ überhaupt gestartet wird.
Die Umsetzung eines Branchenverzeichnisses mit WordPress: Es gibt viele Plugins
Das Branchenverzeichnis als Einnahmequelle ist in den USA deutlich bekannter als in Deutschland, sodass es auch auf den einschlägigen Plattformen eine große Auswahl an Lösungen gibt, die jedoch fast ausschließlich in englischer Sprache gehalten sind.
Die meisten Themes und Plugins verfügen dabei über eine Schnittstelle zur Google Maps-API – eine Funktion, die einen klaren Mehrwert bietet und bei Usern sehr beliebt ist. Dies gilt ebenso für eine Funktion, mit der die Unternehmen ihren Eintrag „reklamieren“ und anschließend gegen Abschluss eines Vertrages für einen Premiumeintrag bearbeiten können.
Bei der Auswahl eines Themes oder eines Plugins zur Umsetzung und Ausgestaltung des Branchenverzeichnisses sollte man grundsätzlich auf die Usability achten. Der Nutzer sollte das Verzeichnis schnell nach konkreten Merkmalen filtern können.
Fast immer ist eine Lösung mit einem schlanken und einfach zu bedienenden Frontend die bessere Wahl im Vergleich zu einem aufwändigen und verspielten Produkt. Gleiches gilt natürlich auch für das Backend, welches im Optimalfall intuitiv zu bedienen ist und dir im Alltag bei der Pflege des Verzeichnisses viel Zeit spart.
Fazit
Das Branchenverzeichnis ist in anderen Ländern als passive Einkommensquelle bereits fest etabliert, hat sich in Deutschland jedoch noch nicht so recht durchgesetzt. Das ist eine Chance für jeden, der mit einem Blog oder mit einer Website online Geld verdienen möchte und dabei neue Wege gehen will.
Besonders interessant ist dabei der Umstand, dass man ein Verzeichnis sehr gut mit anderen Einkommensquellen wie etwa Werbung, E-Book-Verkauf oder Affiliate-Marketing verknüpfen kann, da man unabhängig von einer Monetarisierung der Brancheneinträge auch von zusätzlichen Besucherströmen profitiert.
Gedacht sei hier natürlich auch an die Einnahmen über VG Wort. Der Aufwand zu Beginn mag zwar groß sein. Ist dieser jedoch geschafft und kennt man sich mit den entsprechenden Tools und Plugins bereits ein wenig aus, kann man die Plattformen schnell beliebig erweitern und ausbauen.
Ebenso ist die Monetarisierung recht einfach. Wenn du eine spannende Nische kennst, kann das Einrichten eines Branchenverzeichnisses vielleicht eine sehr sinnvolle Sache sein. Mit der großen Auswahl an passenden Themes und Plugins für WordPress ist es heute einfacher denn je, ein solches technisch umzusetzen!
Autorenbox:
Till Tauber ist seit 2013 im Bereich SEO tätig und aktuell Teil der Redaktion vom Hausverwaltung-Ratgeber.de, einem Portal mit Fokus auf Wohnungseigentümer und Mieter, das seit 2020 ein Branchenverzeichnis für Immobiliendienstleister betreibt.
Er bloggt am liebsten zu Themen rund um die Eigentumswohnung und den Aufgaben einer Hausverwaltung im Bereich WEG.
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