Arbeiten im Stehen im Home-Office: Vorteile und Tipps zur Umsetzung

Arbeiten im Stehen im Home-Office: Vorteile und Tipps zur Umsetzung

Lesedauer: 5 Minuten

Als Webworkerin sitze ich täglich mehr als 8 Stunden auf meinem Bürostuhl in meinem Home-Office. Zu viel, wenn ich den Aussagen von Experten glauben soll, die das stundenlange bewegungsarme Sitzen mit Rauchen vergleichen. Denn Sitzen ist das neue Rauchen, so das Ergebnis von verschiedenen Studien.

Das klingt nicht gut, da das lange Sitzen zu Thrombose, Übergewicht, Diabetes und sogar zu Krebs führen kann. Zu Rückenproblemen sowieso. Schließlich ist der menschliche Körper nicht dafür geschaffen, so lange unflexibel in einem Stuhl zu sitzen. Unsere Vorfahren waren als Jäger und Sammler den ganzen Tag auf den Beinen und damit in Bewegung.

Ich selbst versuche zwar, nach einer Stunde Sitzen aufzustehen und ein paar Runden im Zimmer zu laufen oder durchs ganze Haus zu gehen, doch oft vergesse ich dies und schon habe ich wieder drei bis vier Stunden fast reglos vorm PC verbracht.

In so einem Beruf auf die empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag zu kommen, ist wirklich schwierig. Um auch im Büro gesünder zu leben, sollte man nach dem Rat von Ergonomie-Fachleuten nicht nur sitzend arbeiten, sondern auch ein paar Stunden im Stehen.

Doch so einfach ist das gar nicht. Damit man im Stehen nicht ebenfalls eine starre, verkrampfte Haltung einnimmt, sind ein paar wichtige Regeln zu beachten.

Tipps zum richtigen Stehen

Allzu schnell fällt man beim Stehen in eine vorgebeugte Haltung, ähnlich der beim Sitzen. So solltest du auf keinen Fall deine Arbeit vorm PC erledigen.

  • Nutze für das Stehen spezielle Büromöbel, wie ein Stehpult oder ein höhenverstellbarer Stehschreibtisch. Mit einfachen Kästen oder Kartons, die die Arbeitsfläche erhöhen, kannst du höchstens einfach mal testen, ob dir das Arbeiten im Stehen wirklich zusagt. Auf Dauer bringt es dir keine Erleichterung.
  • Trage bequeme Schuhe. Für Home-Office-Arbeiter/innen dürfte das kein Problem sein. 😊
  • Der Untergrund sollte recht weich sein, verwende also einen Teppich oder eine Matte als Stehfläche.
  • Nimm‘ eine gerade Haltung ein.
  • Lasse die Schultern locker nach unten hängen und ziehe sie nicht nach oben.
  • Die Unterarme sollten auf der Schreibtischfläche locker aufliegen können.
  • Beim Stehen solltest du dich immer wieder bewegen, wie die Beine ausschütteln, das Gewicht von einem auf das andere Bein verlagern, Schultern kreisen, ein Bein auf eine kleine Erhöhung wie einen Hocker stellen usw.
  • Wenn du müde bist, dann solltest du dich wieder hinsetzen.
  • Falls du unter starkem Übergewicht leidest, solltest du deinen Hausarzt fragen, ob das Arbeiten im Stehen für dich überhaupt sinnvoll ist.

Vorteile des Arbeitens im Stehen

Wenn du eine lockere Haltung beim Stehen einnimmst und die oben genannten Tipps einhältst, werden sich mit der Zeit bestimmte Vorteile zeigen.

Es kann allerdings ein paar Wochen dauern, bis dein Körper sich an die neue Arbeitsposition gewöhnt hat.

  • Du kannst besser atmen. Das klingt zunächst seltsam, doch im Sitzen wird unser Oberkörper zusammengestaucht, sodass wir nicht mehr richtig tief durchatmen können. Mit mehr Sauerstoff in den Lungen kannst du dich auch besser konzentrieren.
  • Die Wirbelsäule wird entlastet, wenn du wirklich geradestehst und nicht zusammensackst. Der Rücken sollte einen 90°-Winkel mit der Arbeitsfläche des Schreibtischs bilden.
  • Du verbrennst mehr Kalorien und deine Muskeln werden gestärkt.
  • Du hast eine bessere Durchblutung, denn im Stehen kann das Blut besser fließen als in der sitzenden Haltung.
  • Deine Laune kann sich durch das Stehen verbessern, denn du kannst dich deutlich mehr bewegen, was sich auch auf das seelische Wohlbefinden positiv auswirkt.
  • Und deine Produktivität kann vom Stehen profitieren.

Stehpult und Stehschreibtisch: Mit diesen Möbeln wird das Arbeiten im Stehen leichter

Um wirklich gut im Stehen arbeiten zu können, brauchst du ergonomische Möbel, wie z. B. ein Stehpult bzw. einen Schreibtischaufsatz oder einen höhenverstellbaren Schreibtisch, den du sowohl im Sitzen als auch im Stand verwenden kannst.

Stehpult/Schreibtischaufsatz

Mit dem Stehpult kannst du deinen Schreibtisch schnell in einen Standschreibtisch verwandeln. Das Gestell wird einfach auf die Tischfläche gestellt und ist sofort einsetzbar.

Auf die erhöhte Fläche des Stehpults lässt sich ein Laptop samt Maus platzieren und bedienen. Der Nachteil eines solchen Aufsatzes ist aus meiner Sicht die zu kleine Arbeitsfläche. Bei den Modellen, die ich gesehen habe, wäre es nicht mehr möglich, die Unterarme bequem darauf abzulegen.

Höhenverstellbarer Stehschreibtisch

Ein höhenverstellbarer Stehschreibtisch ist für mich immer noch die beste Anschaffung, wenn man sich dazu entschlossen hat, vorwiegend oder auch im Stehen zu arbeiten.

Vor allem die Arbeitsfläche ist größer und damit komfortabler als bei einem Stehpult. Man muss den PC nicht umplatzieren und mit nur einem Knopfdruck wird die Tischplatte bei den modernen Stehschreibtischen hochgefahren.

Was für wen das ideale Möbel ist, sollte aber jeder selbst herausfinden.

Ob nun Schreibtischaufsatz oder höhenverstellbarer Schreibtisch – wichtig ist, dass das Möbelstück auf die jeweilige Körpergröße angepasst ist. Denn nur dann kann man eine gerade und unangestrengte Körperhaltung einnehmen und im Stehen optimal arbeiten.

Wenn die Arbeitsfläche zu niedrig ist, müssen die Arme zu weit nach unten für die Bedienung der Tastatur, der Körper sackt wieder in sich zusammen wie beim Sitzen.

Ist die Fläche zu hoch, kommt es schnell zu Nacken- und Schulterverspannungen.

So habe ich meinen Arbeitstest im Stehen erlebt

Wie das Arbeiten im Stehen in der Praxis abläuft, wollte ich auch mal testen. Dafür habe ich auf meinen Schreibtisch zwei breite und hohe Kartons für diesen Test aufgesetzt. Den einen habe ich verwendet, um meinen Monitor daraufzustellen, auf den anderen kam die Tastatur.

Doch für ein bequemes Arbeiten waren die Kartons noch nicht hoch genug. Die fehlende Höhe habe ich mit Büchern, die ich unter die Kartons legte, hinzugefügt. Den Bereich mit dem Monitor habe ich noch etwas höher gemacht, weil ich dies so vom Sitzen gewohnt war. Da steht der Bildschirm auch ca. 6,5 Zentimeter höher auf einer Ablage.

Um einen bequemen Stand zu haben, legte ich eine weiche Matte vor den Schreibtisch. Wer noch nie im Stehen gearbeitet hat – so wie ich – muss sich auf eine starke Umstellung gefasst machen. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass ich nicht konzentriert arbeiten kann.

Ich wollte bei diesem Test einen Artikel schreiben und dafür Recherche betreiben, doch ich konnte kaum etwas Brauchbares an Arbeit abliefern, zu sehr musste ich auf meinen Stand achten, Schultern, Arme und Füße immer wieder in die richtige Position bringen.

Mein Test ging über zwei Tage, da ich für die Schreibtisch-Erhöhung nur ein unbequemes Provisorium verwendet habe. In diesen zwei Tagen ging es zwar von Stunde zu Stunde besser, doch bis ich mich daran komplett gewöhnt hätte, würde wohl 3 bis 4 Wochen dauern.

Nach zwei Stunden Stehen musste ich mich wieder setzen, weil die Beine müde waren. Arbeiten konnte ich sitzend dann nicht, denn ich hätte die Kartons abräumen müssen.

Ich konnte feststellen, dass meine Bewegungsfreude im Stehen immer mehr zunahm und es wirklich auch Spaß machen kann. Doch mein provisorisches Umfeld hat mich für einen richtigen Wohlfühlmodus etwas zu beschränkt und ich war froh, wie der Test vorbei war.

Für ein regelmäßiges Stehen würde ich mir es so bequem wie möglich machen und einen höhenverstellbaren Schreibtisch kaufen, um eine größere Arbeitsfläche nutzen zu können und um schnell von der einen zur anderen Arbeitsposition wechseln zu können.

Da ich im Laufe des Jahres mein Home-Office neu gestalten will, werde ich mir wahrscheinlich einen solchen Schreibtisch zulegen.

Fazit

Stundenlanges Sitzen schadet uns und unserer Gesundheit. Bevor man wirklich krank wird und mit chronischen Rückenbeschwerden kämpft, lohnt es sich, einmal das Stehen am Schreibtisch zu testen.

Mit einem Provisorium aus Kasten oder Kartons – so wie bei mir – geht es am günstigsten – auch wenn es nicht optimal ist.

Ein krasser Umstieg von andauerndem Sitzen zu ausschließlichem Stehen wird den meisten schwerfallen. Es reicht aus, wenn du deine Haltung alle 2 bis 3 Stunden ändern kannst. Erst nach ein paar Wochen wird sich zeigen, ob du mehr der sitzende oder stehende Typ bist.

Solltest du doch lieber auf dem Bürostuhl Platz nehmen, achte darauf, nach spätestens einer Stunde aufzustehen und dich 10 bis 15 Minuten zu bewegen. Auf diese Weise unterbrichst du die bewegungsarme Zeit, was dem Körper auf jeden Fall guttut.

(Bildquelle Artikelanfang: © Standsome /Pixabay.com)

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