Als VPA oder als virtuelle/r persönliche/r Assistent/in zu arbeiten, findet bei vielen großes Interesse. Vor einigen Wochen habe ich in meinem Blog einen Artikel über VPA als Geschäftsmodell für Homeworker geschrieben.
Nun konnte ich Sonja Krebs, eine der ersten VPAs in Deutschland für ein Interview gewinnen, in dem sie ausführlich über ihre Anfänge und ihre Erfahrungen als virtuelle persönliche Assistentin berichtet. Hier ist das Interview. Viel Spaß beim Lesen.
1. Frau Krebs, Sie sind eine VPA der ersten Stunde. Bitte stellen Sie sich kurz den Bloglesern vor:
Liebe Blogleser, mein Name ist Sonja Krebs, ich bin 34 Jahre alt und arbeite seit Oktober 2009 selbständig als VPA. Nach meinem Abschluss als Diplom-Betriebswirtin im Jahr 2000 bis zur Geburt meines Sohnes 2006 habe ich bei einer Firma gearbeitet, deren Aufgabe das strategische Immobilienmanagement eines Großkonzerns ist. Dort war ich im Bereich „Facility Management“ tätig und habe mich mit der Auswertung von Immobilienkennzahlen beschäftigt. Außerdem war ich für die Projektkoordination eines großen, internationalen Projektes verantwortlich.
2. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, als VPA zu arbeiten?
Gegend Ende der Elternzeit im Jahr 2009 war die Wirtschaftskrise gerade in vollem Gange und ich befürchtete schon, dass ich möglicherweise nicht „zurück“ konnte. Ein Gespräch mit meinem damaligen Chef brachte Klarheit. Es mussten Stellen abgebaut werden und es gab für mich keine Aussicht auf eine Teilzeitstelle. Letztendlich entschied ich mich für einen Aufhebungsvertrag.
Während dieser Zeit las mein Mann das Buch „Die 4‑Stunden-Woche“ von Tim Ferriss. Dort wird dem Leser empfohlen, sich eine/n VPA zuzulegen, die/der einem „lästige“ und zeitraubende Aufgaben abnimmt, damit man seine Zeit sinnvoller nutzen kann. Nach kurzer Bedenkzeit stand fest, dass die Tätigkeit als VPA genau das Richtige für mich war.
Ich bin aufgrund meines Studienabschlusses und meiner Berufserfahrung fachlich für diverse Verwaltungsaufgaben bestens geeignet. Weiterhin bin ich sehr flexibel und kann mich leicht in neue Aufgaben hineindenken. Mit dem PC kenne ich mich bestens aus und ein Heimarbeitsplatz war sowieso vorhanden. Die Arbeit von zu Hause aus kommt mir sehr gelegen, weil ich meine Zeit selbst einteilen kann und auf Krankheiten oder einen geschlossenen Kindergarten entsprechend reagieren kann.
Der Internetauftritt von Sonja Krebs: www.ihre-assistentin.eu
3. Wie verlief Ihr Geschäftsstart? Wie haben Sie versucht, Ihre ersten Kunden zu gewinnen?
Der Geschäftsstart verlief optimal. Ich hatte zum 15.10.2009 mein Gewerbe angemeldet und haargenau am selben Tag hatte ich meinen ersten Auftrag in der Mailbox. Ich hatte im Vorfeld im Forum von http://4‑stunden-arbeitswoche.de/ einen Beitrag eingestellt und auf meine zukünftige Dienstleistung hingewiesen. Später habe ich noch einen Beitrag veröffentlicht und auf meine Webseite verlinkt.
4. Welche Vermarktungsmaßnahmen (online, offline) waren besonders effektiv?
Der in Frage 3 genannte Link war bisher am erfolgreichsten. Fast alle meine Kunden haben das Buch gelesen und fangen an, im Web zu recherchieren. Sie stoßen recht schnell auf das Forum und im zweiten Schritt auf meine persönliche Webseite. Einige Kontakte hatte ich auch schon über xing.de.
5. Welche Ihrer angebotenen Services werden am meisten nachgefragt? Und gibt es sowas wie eine Stammkundschaft?
Die nachgefragten Services sind breit gefächert und stark von den Kunden abhängig. Ich habe einen Kunden, für den ich bereits Weihnachtskarten erstellt, Termine koordiniert oder Ausflugsangebote recherchiert habe. Einen anderen unterstütze ich bei der Buchhaltung seines Start-Up-Unternehmens. Und ein weiterer benötigt mich meistens dann, wenn er technisch nicht weiter kommt, z.B. bei der Formatierung von Word-Dokumenten.
Ein Mal hatte ich einen ganz speziellen Auftrag. Und zwar befand sich mein Kunde zu der Zeit in Kanada beim „work & travel“. Er wohnte gerade auf einer Pferdefarm und hatte nur bedingt Zugriff zum Internet, wollte aber seine Reise fortsetzen und in den Rocky Mountains in einem Hotel oder Bed & Breakfast als Aushilfe arbeiten. Ich habe ihn bei der Formulierung seiner Bewerbung unterstützt und die Bewerbungen für ihn verschickt. Er hatte daraufhin auch ein Jobangebot, entschied sich aber aufgrund einer neuen Freundin, noch ein wenig vor Ort zu bleiben und auf den Job zu verzichten.
Ich habe fast ausschließlich Stammkunden, die in unregelmäßigen Abständen Aufträge für mich haben. Sie haben fast alle zu wenig „Frei“-Zeit und wollen diese nicht mit Papierkram verbringen. Wer ein Mal den Service zu schätzen gelernt hat, kommt meistens wieder. Neue Interessenten können meinen Service eine Stunde lang kostenlos und unverbindlich testen. Manchen kommen dann auf den Geschmack, andere entscheiden, dass sie mit dem Konzept doch nicht zurechtkommen.
6. Nutzen Sie auch das Web 2.0 (Facebook, Twitter oder Xing), um Ihre Dienstleistung bekannt zu machen? Wenn ja, wie intensiv und in welcher Form?
Wie bereits erwähnt, nutze ich xing.de. Dort habe ich ein detailliertes Profil mit sämtlichen Informationen und Kontaktmöglichkeiten angelegt. Ich habe auch schon andere Personen kontaktiert, aber da ich niemanden mit „Spam“ belästigen möchte, habe ich das wieder eingestellt. Ich vertraue darauf, dass man mich findet, wenn der Bedarf nach einer VPA entstanden ist. Bisher funktioniert das sehr gut.
7. Welche Erfahrungen haben Sie beim Aufbau Ihrer Geschäftstätigkeit im Internet gemacht? Was würden Sie heute anders machen?
Ich würde alles genauso machen, weil es wunderbar funktioniert hat. Vor allem würde ich wieder sehr großen Wert auf eine professionelle Webseite legen. Und auf das „P“ im Kürzel „VPA“. Es ist mir wichtig, dass meine Kunden wissen, mit wem sie es zu tun haben, gerade im Internet. Ich bin keine Agentur, bei der man bei jedem Telefonat einen anderen Ansprechpartner in der Leitung hat. Wenn ich mir eine VPA suchen würde, würde ich wissen wollen, wer sich hinter „WIR“ verbirgt. Oftmals findet man auf den Webseiten der Anbieter nicht einmal ein Bild der Ansprechpartner oder der entsprechenden Assistenten.
8. Was ist Ihr wichtigster Tipp für alle Gründer, die sich im Internet eine Existenz aufbauen wollen?
Seid professionell und tut nicht nur so als ob.
Frau Krebs, vielen Dank für das sehr informative Interview und weiterhin viel Erfolg mit Ihrem VPA-Service!